Autosalon Genf „Diesel und Benziner sind unverzichtbar“

Gelbe Karte für Donald Trump: In Genf wehren sich die Autobauer gegen Handelsschranken. Sie fürchten um das weltweite Wachstum. An der Dominanz von Benzin und Diesel wollen die Hersteller nicht rütteln.

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Die Branche rechnet auch in den kommenden Jahren mit weltweit steigenden Absatzzahlen. Quelle: AP

Genf Die Autobranche warnt vor neuen Handelshemmnissen, wie sie etwa in der Administration von US-Präsidenten Donald Trump überlegt werden. Die Fahrzeughersteller seien auf freie Märkte angewiesen, die globale Wertschöpfungskette dürfe nicht unterbrochen werden.

„Die Grenzen müssten eher noch weiter geöffnet werden“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Autoweltverbandes Oica und des deutschen Branchenverbands VDA, am Mittwoch auf dem Genfer Automobilsalon. Die Automobilindustrie stehe für Wachstum. Wenn neue Handelsbeschränkungen eingeführt würden, müsse mit weniger Wachstum in vielen Volkswirtschaften gerechnet werden. „Die Märkte müssen deshalb geöffnet bleiben“, betonte Wissmann. Das Beispiel China zeige, wie eine starke wachsende Autoindustrie ein ganzes Land voranbringe.

Zugleich wünscht sich die Autobranche eine stärkere Kooperation nationaler Regierungen, wenn Abgasgrenzwerte festgelegt werden. Das Beispiel Kohlendioxid zeige die Probleme, vor denen die global agierenden Automobilhersteller stehen. Vom Jahr 2021 an dürfen die Autos in der EU im Durchschnitt maximal noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer Fahrleistung an die Atmosphäre abgeben. In Japan seien es 105 Gramm, in China 117 und in den USA 119.

„Eine Vereinheitlichung in diesem Punkt wäre wichtig“, sagte Wissmann. Elektroautos würden zwar nach und nach an Bedeutung gewinnen und zunehmend auf den Straßen sichtbar. Doch zugleich werde sich an der Dominanz von Autos mit Verbrennungsmotor so schnell nichts ändern. „Diesel und Benziner sind unverzichtbar“, so Wissmann weiter. Insbesondere der verbrauchsarme Diesel trage zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen bei.

Wegen der Abgasskandal bei Volkswagen und wegen möglicher Fahrverbote in Großstädten wie Stuttgart verliert der Selbstzünder unter den Autokäufern jedoch an Vertrauen. In den fünf großen europäischen Automärkten (Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Italien) sind die Verkaufszahlen für Autos mit Dieselmotor im Februar im Jahresvergleich um zwei Prozent gefallen.

Autoexperten wie Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI erwarten, dass der Druck auf die Dieselmotorisierung anhalten wird. „Das gilt besonders für größere und reichere Länder mit ausgeprägtem Umweltbewusstsein wie Deutschland“, glaubt Ellinghorst.


Absatz soll weiter wachsen

Trotz der wachsenden Akzeptanzprobleme von Diesel-Autos bleiben die Hersteller optimistisch. Der Dieselmotor besitzt nur in Europa eine herausragende Position. In den meisten anderen Regionen der Welt gibt es hingegen nur vergleichsweise wenige Autos mit einem Dieselantrieb. „Seit der Finanzkrise im Jahr 2009 wächst der Weltmarkt kontinuierlich“, sagte Oica-Präsident Wissmann.

Auch im gerade begonnenen Jahr 2017 werde sich dieser Trend fortsetzen. Der weltweite Absatz (Pkw und Lkw) werde zwischen zwei und drei Prozent auf mehr als 96 Millionen Fahrzeuge steigen. Bei den Pkw ist nach Angaben Wissmanns mit einem Zuwachs von drei Prozent auf etwa 85 Millionen Autos zu rechnen. Auch in den kommenden Jahren rechnet der Weltautoverband rund um den Globus mit steigenden Verkaufszahlen.

Innerhalb der Branche müssen sich die Autohersteller nach den Worten des Oica-Präsidenten auf einschneidende Veränderungen einstellen. Wegen der zunehmenden Digitalisierung der Autos („Smartphone auf vier Rädern“) werde es verstärkt Kooperationen zwischen Autoherstellern und IT-Anbietern geben. Auch Zusammenschlüsse seien denkbar.

Zusätzliche Anbieter werden in den Markt drängen. Tesla, Hersteller von Elektrofahrzeugen aus den USA, ist ein aktuelles Beispiel dafür. Die Automobilbranche dürfe dabei den Anschluss nicht verlieren und müsse „im Fahrersitz bleiben“. Die Hersteller trügen selbst die Verantwortung dafür, dass ausreichend in Digitalisierung und Elektroantrieb investiert werde.

Besonders hoch bleibe der Druck auf die Volumenhersteller, die nicht auf die Margen von Premiumanbietern wie Mercedes und BMW kommen. Das sei ein Markt mit „hoher Wettbewerbsintensität“, so Wissmann. Der Zusammenschluss von Opel und Peugeot sei von dem Gedanken getragen, die Kosten auf eine größere Stückzahl von Autos zu verteilen und damit wettbewerbsfähiger zu werden. „Dieser Deal sollte zu einer Stabilisierung von Opel betragen“, ergänzte Wissmann, der im vergangenen Jahr an die Spitze des Weltautoverbandes gewählt worden war.

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