Autovermieter Volkswagen blitzt offenbar mit Übernahmeangebot bei Europcar ab

Volkswagen macht wohl ernst mit einer Übernahme der 2006 verkauften Ex-Tochter. Europcar hält das erste Angebot aber für zu niedrig.

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VW zeigt wohl ernsthaftes Interesse. Quelle: Reuters

Europcar hat ein Übernahmegebot von Volkswagen abgelehnt. Der Autobauer hatte den Autovermieter informierten Kreisen zufolge demnach mit rund 2,2 Milliarden Euro bewertet.

Wie zu hören ist, unterbreitete ein Konsortium unter der Führung des deutschen Automobilkonzerns Anfang des Monats eine Offerte über etwa 0,44 Euro je Aktie. Zur Bietergruppe zählten auch Attestor Capital LLP und die niederländische Pon Holdings BV.

Das Gebot liegt etwa zwölf Prozent über dem Schlusskurs vom Dienstag. Am Mittwochnachmittag lagen die Papiere in Paris zehn Prozent höher bei 43 Cent. Europcar halte das Angebot aber für zu niedrig, hieß es. VW wolle seine Offerte derzeit nicht erhöhen – dies könnte sich allerdings noch ändern. VW lehnte eine Stellungnahme ab. Europcar, Attestor und Pon ließen die Bitte um Stellungnahme vorerst unbeantwortet.

Der Dax-Konzern interessiert sich demnach für die Infrastruktur und Technologie von Europcar, um seine Mobilitätsdienste zukunftsfest zu machen. Das Handelsblatt hatte bereits im Juni 2020 berichtet, dass die Wolfsburger eine Übernahme der Ex-Tochter prüfen.

VW hatte Europcar 2006 für 1,26 Milliarden Euro an den französischen Finanzinvestor Eurazeo verkauft, der mit knapp 30 Prozent der Anteile größter Einzelaktionär ist. In den USA hatte das Unternehmen im Dezember Insolvenzschutz nach Chapter 15 beantragt. Mit dem Chapter 15 schützen sich Unternehmen, die ihren Sitz außerhalb der USA haben, vor Klagen von US-Gläubigern, während im Ausland strategische Schritte beschlossen werden.

Zu Beginn dieses Jahres hat Europcar seine Schulden umstrukturiert. Der Konzern löste Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro ab und übergab die Kontrolle über das Unternehmen an eine Reihe von Hedgefonds unter der Führung von Anchorage Capital Partners und Marathon Asset Management.

Europcar-Aktie entfernt sich von Allzeittief

Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund neun Prozent verloren, Ende Februar erreichte sie ein Allzeittief bei 0,25 Euro, als der Abschluss der Restrukturierung verkündet wurde. Der Börsenwert hat sich in den vergangenen zwölf Monaten um zwei Drittel auf aktuell etwa 1,9 Milliarden Euro verringert.

In den USA kämpft sich der Rivale Hertz gerade aus einem Insolvenzverfahren und profitiert von der zügig zurückkehrenden Nachfrage bei Privatreisen im Zuge des Abklingens der Pandemie. Der Effekt ist aktuell so stark, dass das Unternehmen kaum genug Fahrzeuge für die mietfreudige Kundschaft bereitstellen kann.

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