Autozulieferer Streit mit Bosch überschattet Börsenpläne von Knorr-Bremse

Kurz vor dem Börsengang erreicht der Streit zwischen dem Autozulieferer Knorr-Bremse und seinem langjährigen Partner Bosch eine neue Stufe.

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ARCHIV - 25.03.2014, Bayern, München: Das Logo der Knorr-Bremse AG ist auf einem Schild an der Zentrale des gleichnamigen Unternehmens zu sehen. (zu dpa-Meldung: «Börsengang von Knorr-Bremse könnte bis zu 4,2 Milliarden Euro bringen » vom 28.09.2018) Foto: Nicolas Armer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Quelle: dpa

München Kurz vor dem Börsengang von Knorr-Bremse eskaliert ein Streit zwischen dem Bremsenkonzern und seinem langjährigen Partner Bosch. Der Stuttgarter Autozulieferer wirft Knorr-Bremse vor, ihm absprachewidrig bei Lenksystemen für Lkw Konkurrenz zu machen, und will deshalb aus dem gemeinsam betriebenen Nutzfahrzeugbremsen-Geschäft in Europa aussteigen, wie aus dem Börsenprospekt des Münchner Unternehmens hervorgeht.

Knorr-Bremse müsste die 20-Prozent-Beteiligung, den Bosch an der Tochter Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH (SfN) und an einer gemeinsamen Firma im Japan hält, dann nach dem Vertrag für 380 Millionen Euro zurückkaufen. Der Börsenkandidat bestreitet aber, dass Bosch das Recht hat, die Verkaufsoption zu ziehen.

Eine Bosch-Sprecherin bestätigte am Samstag indirekt den Streit mit Knorr-Bremse: „Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung hat Bosch sich entschieden, diese Beteiligung grundsätzlich zu überprüfen.“ Zu Einzelheiten äußerte sie sich nicht.

Bosch hatte sein Geschäft mit Lkw-Bremsen 1999 an Knorr-Bremse abgegeben und war im Gegenzug bei der SfN eingestiegen, in der der Münchner Konzern sein Europa-Geschäft gebündelt hat. In Europa erwirtschaftet Knorr-Bremse rund die Hälfte seines Umsatzes, knapp die Hälfte davon mit Nutzfahrzeugen. Vor zwei Jahren hatte Knorr-Bremse tedrive gekauft, einen Hersteller von Lkw-Lenksystemen aus Wülfrath.

Die Produktion von Lenkungen, wie sie auch die Bosch Lenksysteme in Schwäbisch Gmünd herstellt, sind auch Teil einer Absichtserklärung von Knorr-Bremse mit der chinesischen FAW Jiefang vom Februar.

Das missfiel Bosch, weil der Knorr-Bremse-Partner damit die Vereinbarung verletzt sieht, sich in bestimmten Geschäftsfeldern keine Konkurrenz zu machen. Laut dem am Freitagabend veröffentlichten Börsenprospekt zog Bosch deshalb im Sommer die Verkaufsoption und kündigte ein Rahmen-Lizenzabkommen mit Knorr-Bremse.

Vor zwei Wochen – genau an dem Tag, an dem Knorr-Bremse seine Börsenpläne öffentlich machte – leiteten die Stuttgarter ein Schiedsgerichtsverfahren ein. Damit soll Knorr-Bremse zum Rückkauf der Anteile gezwungen werden und dazu, Bosch auch nach dem Ausstieg bei Lenksystemen drei Jahre lang keine Konkurrenz zu machen.

„Wir werden uns entschlossen gegen solche Forderungen zur Wehr setzen“, heißt es im Prospekt. Knorr-Bremse wirft Bosch im Gegenzug vor, selbst Fahrerassistenzsysteme für Lkw entwickelt zu haben, obwohl die SfN diese bereits baue. Zum Jahresende will Bosch nach einem Streit um die Preise auch die Belieferung von Knorr-Bremse mit bestimmten Elektronik-Steuerungen einstellen.

Am Montag beginnt die Zeichnungsfrist für den Börsengang von Knorr-Bremse. Gleichzeitig stellt Vorstandschef Klaus Deller den Konzern dann bei Investoren vor. Eigentümer Heinz Hermann Thiele will mit dem Verkauf von bis zu 30 Prozent der Anteile maximal 4,2 Milliarden Euro einnehmen. Das Traditionsunternehmen käme damit auf einen Börsenwert von 11,6 bis 14 Milliarden Euro.

Der Thomson-Reuters-Informationsdienst IFR berichtete, die ersten indikativen Gebote potenzieller Aktienkäufer pendelten sich in der Mitte der Preisspanne ein, die von 72 bis 87 Euro reicht. Es zeichne sich bereits ab, dass die Orderbücher gefüllt seien. Das Börsendebüt ist für den 12. Oktober geplant.

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