BASF Zwei Tote nach Explosion in Ludwigshafen

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BASF drohen wirtschaftliche Konsequenzen, Aktienkurs sinkt leicht

Für den Konzern könnte der Vorfall auch wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Im Laufe des Tages sank der Aktienkurs an der Börse um 1,2 Prozent. Aus Sicherheitsgründen fuhr BASF insgesamt 14 Anlagen auf dem Werksgelände herunter, sagte Werksleiter Liebelt. Dazu zählen auch die beiden zentralen Streamcracker, in denen Rohöl durch Dampf in chemische Grundprodukte zerlegt wird. Weil chemische Reststoffe in den Leitungen beim Herunterfahren der Anlage an einer Fackel verbrannt werden, steigen über dem Werk Rußwolken auf.

Die Streamcracker gelten als Herzstück des Werks. Der neuere der beiden Steamcracker aus dem Jahr 1980 hat eine Fläche von rund 64.000 Quadratmetern und ist damit so groß wie 13 Fußballfelder. Wie groß die wirtschaftlichen Folgen für BASF sein könnten, wollte das Unternehmen nicht beziffern. "Das ist für uns heute irrelevant", sagte er. Im Vordergrund stehe das Auffinden der Vermissten.

Steamcracker

Die Koalitionsfraktionen im Mainzer Landtag kündigten eine Sondersitzung an. Die zuständigen Ausschüsse sollten darüber beraten, wie es zu dem Vorfall kam und welche Folgen sie für Menschen und Umwelt in der Region habe, teilten die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen mit.

BASF muss nach der Explosion einen Imageschaden fürchten. In den vergangenen Monaten kam es in den deutschen Werken des weltgrößten Chemiekonzerns mehrfach zu Störungen. Erst am Montagmorgen meldete der Konzern eine Verpuffung in einem Werk im südhessischen Lampertheim. Vier Menschen wurden durch den Vorfall verletzt und mussten in ein Krankenhaus gebracht werden. Auch hier war der Grund noch unklar. Der Vorfall soll laut Unternehmensangaben jedoch in keinem Zusammenhang mit der Explosion am Vormittag stehen.

Insgesamt gab es nach Angaben von BASF in diesem Jahr bereits 15 Vorfälle, bei denen chemische Produkte aus den Anlagen austraten. Im vergangenen Jahr waren es nur 13 Vorfälle. BASF führt die höhere Zahl der Vorfälle auch auf die Inbetriebnahme neuer Anlagen zurück. Dabei gäbe es größere Risiken. Bei einer TDI-Anlage für Kunststoffvorprodukte musste BASF Dichtungen und Pumpen eines Lieferanten austauschen, weil die Produkte nicht den Qualitätsansprüchen entsprachen.

Dunkle Rauchwolken steigen am Montag in Ludwigshafen auf dem Gelände des Chemiekonzerns BASF auf. Quelle: dpa

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium reagierte auf die Vorfälle und ordnete eine kurzfristige Inspektion der neuen TDI-Anlage an. Ergebnisse sollen nach Auskunft des Ministeriums in der ersten Novemberhälfte vorliegen.

Vor zwei Jahren starben in Ludwigshafen zwei Menschen bei einer Explosion einer Hochdruckgasleitung an der Schnittstelle der Stadtteile Oppau und Edigheim. Dort hatten Bauarbeiter die Leitung ausgegraben, weil es bei Messungen Unregelmäßigkeiten gegeben hatte. Der Auftrag dazu kam von einem Gemeinschaftsunternehmen von BASF und dem russischen Energiekonzern Gazprom. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal ermittelt zu dem Vorfall wegen fahrlässiger Tötung und der fahrlässigen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, wartet aber noch auf ein entscheidendes Gutachten. Ein Arbeiter wurde getötet, ein anderer so schwer verletzt, dass er Wochen später starb. 22 Menschen erlitten damals ebenfalls Verletzungen.

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