Auch beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern steht zur Hauptversammlung ein Führungswechsel an: Karl-Ludwig Kley geht, der langjährige Pharma-Chef Stefan Oschmann übernimmt. Kley hat Merck wieder in die Erfolgsspur gebracht – der Umsatz von zwölf Milliarden Euro sowie ein operativer Gewinn von drei Milliarden Euro können sich durchaus sehen lassen.
Allerdings steht Oschmann vor einer deutlich größeren Aufgabe als sein Pendant Baumann bei Bayer: Er muss nach zwei Jahrzehnten Flaute endlich wieder ein eigenes Merck-Medikament auf den Markt bringen.
Merck hat zahlreiche Fehlschläge und Flops hinter sich. Ab 2017, so verspricht Oschmann nun, will Merck jedes Jahr ein neues Präparat oder eine neue Indikation einführen. Dabei setzt er vor allem auf das Krebspräparat Avelumab, das die Immunabwehr des Körpers aktiviert, um Krebszellen zu bekämpfen.
Anders als Bayer, das sich gerade von seiner Chemie-Sparte trennt, setzt Merck auch weiterhin auf Chemie und Pharma, hinzu kommt noch der neugeschaffene Bereich für Laborchemikalien. Zur Chemie zählen bei Merck vor allem Spezialprodukte wie Flüssigkristalle für Flachbildfernseher und Mobiltelefone, die geschätzte Renditen von vierzig Prozent aufwärts abwerfen. Die einstige Bayer-Chemie besteht dagegen vor allem aus massenkompatiblen Kunststoffprodukten wie Polycarbonaten oder Polyurethane.
Bei dem Ludwigshafener Chemiekonzern bleibt personell alles beim Alten: Kurt Bock steht weiterhin an der BASF-Spitze. Vor den Aktionären wird sich Bock allerdings für das durchwachsene Geschäftsjahr 2015 rechtfertigen müssen.
Mehr als viele andere Chemieunternehmen leidet die BASF, die selbst Öl und Gas fördert, unter den niedrigen Rohstoffpreisen. Der Umsatz sank gegenüber 2014 um fünf Prozent auf 70,5 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) reduzierte sich um 18 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Zudem trifft die schwächere Nachfrage aus China den Chemie-Giganten, der dort in den vergangenen Jahren kräftig investiert hat.
Das haben die einzelnen BASF-Sparten 2015 erwirtschaftet
Mit der Chemikalien-Sparte hat der Industriekonzern in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 20 % des Gesamtumsatzes von 56,6 Milliarden Euro erzielt. Das macht 23 % des operativen Ergebnisses (Ebit) aus, welches im gleichen Zeitraum bei 5,9 Milliarden Euro lag.
Zeitraum: Januar bis September 2015
Quelle: Unternehmen
Katalysatoren, Lacke und andere Industrieprodukte haben 2015 25 % des Umsatzes ausgemacht. Der Anteil am Gewinn vor Zinsen und Steuern lag allerdings nur bei 22 %.
Durch Performance Products aus der Spezialchemie wurden im vergangenen Jahr 21 % des Gesamtumsatzes erzielt. Der Anteil am operativen Ergebnis lag bei 20 %.
22 % des Umsatzes von BASF gehen auf die Sparte Öl und Gas zurück. Das macht 21 % des operativen Ergebnisses aus.
Immerhin 8 % des Umsatzes des Industrieriesen gehen auf die Sparte Pflanzenschutz zurück. Der Anteil am operativen Ergebnis liegt damit bei 16 %.
Sonstige Sparten von BASF erzielten 4 % des Gesamtumsatzes für das Unternehmen. Dadurch ging das operative Ergebnis 2014 um 12 % zurück.
Auch hier werden sich kritische Aktionäre auf der Hauptversammlung zu Wort melden. So bezieht die BASF ihr Platin für Fahrzeugkatalysatoren aus Südafrika, etwa vom britischen Minenbetreiber Lonmin. Im Jahr 2012 streikten etwa 3000 Bergleute für höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen; 34 Minenarbeiter wurden dabei von der südafrikanischen Polizei erschossen.
Die staatliche Untersuchungskommission gab dem Betreiber eine Mitschuld an dem Massaker – viele kritische Aktionäre fragen inzwischen nach der Verantwortung der BASF, einen der Hauptkunden von Lonmin.