BASF, Lanxess und Co. Der unverhoffte Boom der Chemieindustrie

Seite 2/2

Konzerne legen starke Zahlen vor


Das ansonsten zuversichtliche Bild des VCI deckt sich mit den Aussagen aus anderen Ländern. So meldete der europäische Chemieverband Cefic in seinem jüngsten Trendreport, dass sich die Situation der Branche im dritten Quartal weiter verbessert habe. Europaweit steigerte die Branche danach in den ersten acht Monaten des Jahres danach ihren Output sogar um 3,7 Prozent.

Die Preise verbesserten sich danach im Schnitt um 5,3 Prozent, und die Kapazitätsauslastung bewege sich mit gut 83 Prozent um drei Punkte über dem langjährigen Durchschnitt. Die Situation für die Branche sei dabei besser in Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden als etwa in Großbritannien, Spanien und Österreich.

Noch eindrucksvoller als die Verbandszahlen, und überwiegend klar besser als erwartet, waren in den letzten Wochen die Resultate der führenden deutschen Chemiekonzerne ausgefallen. Für die ersten neun Monate berichteten sie Umsatzsteigerungen zwischen 13 Prozent (bei BASF) und knapp 27 Prozent bei Lanxess, wozu allerdings auch Akquisitionen beigetragen hatten. Die Gewinne legten zum Teil noch stärker zu.

Auch bei Investoren und Chemie-Analysten war daher die Zuversicht für den Sektor in den letzten Wochen weiter gewachsen. Die meisten Unternehmen seien positiv gestimmt für 2018, berichtete Chemie-Analyst Markus Mayer von der Baader Bank, die sich jüngst im Rahmen einer Roadshow mit Vertretern führender Chemiefirmen unterhielt. Der typische saisonale Abschwung zum Jahresende hin habe bisher noch nicht eingesetzt, berichtet Mayer in einem Kommentar zur Branchensituation. Allerdings sei die Sichtbarkeit der Auftragslage nur begrenzt.

Nachholbedarf der Chemie

Grundlage für den Aufschwung der Branche ist die unerwartet starke Industrie-Konjunktur in Europa und Deutschland, die fast allen Segmenten der Chemiebranche Auftrieb verlieh. Lediglich in der Petrochemie ging die Produktion leicht, um 1,5 Prozent, zurück. Alle anderen Chemiebereiche verbuchten Zuwächse zwischen 2,5 und vier Prozent. Die Pharmabranche, die traditionell in den VCI-Zahlen mit enthalten ist, dürfte ihre Produktion 2017 um 4,5 Prozent steigern.

Was die Chemie im engeren Sinne (ohne Pharma) betrifft, besteht für die Branche nach wie vor aber auch ein gewisser Nachholbedarf. Denn anders als das verarbeitende Gewerbe insgesamt, dessen Produktion sich inzwischen um fünf bis zehn Prozent über den Werten der Phase vor der Finanzkrise bewegt, hat die Chemieproduktion das Niveau der Jahre 2006 und 2007 noch nicht wieder voll erreicht. Schuld daran sind vor allem stetige Einbußen im Petrochemie-Bereich, wo man an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Anbietern aus dem Mittleren Osten und aus Nordamerika verloren hat.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%