BASF Was hinter dem Machtwechsel steckt

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Martin Brudermüller hätte wohl kaum auf Bock warten können

Martin Brudermüller könnte diese Strategie nun liefern. Der gelernte Chemiker gilt als guter Rhetoriker und noch besserer Motivator. „Es tut der BASF jetzt gut, wenn ein empathischer, risikofreudiger Chemiker ans Ruder kommt“, sagt ein Insider aus der Branche. Und Brudermüller hat in Hong Kong lange das Asien-Geschäft des Konzerns geleitet, er kennt die wichtigen Kunden und neuen Konkurrenten dort besser als jeder andere.

Schon als der Aufsichtsrat sich 2011 für einen neuen Vorstandsvorsitzender entscheiden musste, galt Brudermüller als Bocks größter Konkurrent. Brudermüller war Favorit von Jürgen Hambrecht, Bocks Vorgänger als Vorstandsvorsitzender. Doch der damalige Aufsichtsratschef Eggert Voscherau unterstützte Bock.

Heute ist Jürgen Hambrecht Aufsichtsratschef. Und mit sechs Jahren Verzögerung kann er nun den Plan umsetzen, der damals scheiterte. „Das trägt für mich die Handschrift von Herrn Hambrecht“, sagt ein Konzern-Insider. Hambrecht hat BASF entscheidend geprägt, er hat das Chemieimperium überhaupt erst in seine heutigen Sparten aufgeteilt. Brudermüller ist der Manager, der ihm in seinem Stil am meisten gleicht. Der 56-jährige Brudermüller hätte wohl auch kaum bis zum Ende von Bocks Amtszeit warten können. Mit dann 59 Jahren wäre er zu alt gewesen, um BASF durch das nächste Jahrzehnt zu begleiten. Bislang war vor allem der einige Jahre jüngere Vorstand Michael Heinz, der unter anderem den Standort Ludwigshafen leitet, als Nachfolger von Bock gehandelt worden.

Und auch Hambrecht hat mit 71 Jahren bereits sämtliche Altersgrenzen überschritten. Seinen Posten soll er noch bis 2020 inne haben. Dass Bock deshalb schon heute seinen Posten räumt, ist nur folgerichtig. BASF besetzt den Aufsichtsrat traditionell aus den eigenen Reihen, der Chemiekonzern gilt als zu komplex für Außenseiter. Die hätten wohl auch kaum die nötige Autorität im eingeschworenen Ludwigshafener Club.

Bock ist deshalb die logische Wahl als nächster Aufsichtsratsvorsitzender. Das Gesetz verlangt eine zweijährige Wartezeit vor einem Wechsel eines Vorstands in den Aufsichtsrat des selben Unternehmens. BASF ist der erste Konzern, der daraus die nötigen Schlüsse zieht und schon heute seinen Vorstand entlässt, damit er morgen Aufsichtsrat werden kann.

Es ist wohl auch die bessere Rollenverteilung: Der nüchterne Finanzexperte kontrolliert künftig den angriffslustigen Chemiker.

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