BASF Die sechs Fehler des Chemieriesen

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Wo BASF noch Probleme hat

Fehler Nr. 5: Zu viele Fehlkäufe bei der Spezialchemie

Unter dem Label Performance Products hat die BASF etliche Spezialchemikalien zusammengefasst: Substanzen für die Lebensmittel- und Futtermittelbranche, Inhaltsstoffe für Medikamente und Kosmetik, Pigmente, Aromen, Duftstoffe sowie Chemikalien für den Bergbau und zur Papierverarbeitung.

Insgesamt steht die Sparte gut da – Performance Products tragen jeweils gut 20 Prozent zum Konzernumsatz und -gewinn bei. Doch haben sich bei dem schnellen, bisweilen unkoordinierten Wachstum neben Umsatzbringern wie Nahrungsmittelzusätzen oder Pharmaingredienzien auch etliche Problemfälle angesammelt.

Seit Jahren gelten etwa die Papierchemikalien mit ihren hohen Produktions- und Verwaltungskosten als Sorgenkind im Konzern. Ein Großteil des Geschäfts kam 2008 durch die Akquisition des Schweizer Chemieunternehmens Ciba hinzu. Der Zukauf für 3,8 Milliarden Euro gilt BASF-intern mittlerweile als zu teurer Fehlkauf.

Des Weiteren steht das Vitamingeschäft unter erheblichem Margendruck, weil vor allem asiatische Wettbewerber den Markt aufmischen.

Insgesamt gleicht der Bereich einer chaotischen Großbaustelle: Ständig werden bei Performance Products irgendwo Anlagen geschlossen, Jobs gestrichen und Geschäftsteile abgegeben. Die Textilchemikalien sind bereits an die Schweizer Archroma verkauft. Seit Anfang 2015 fallen einige Hundert Stellen bei Papierchemikalien weg, bis Mitte des Jahres sollen auch die Umbauarbeiten bei den Wasch- und Reinigungsmittelchemikalien abgeschlossen sein. Das Umbauprogramm – mit entsprechend verbesserter Profitabilität – soll erst 2017 abgeschlossen sein.

Fehler Nr. 6: Wo bleibt die Strategie?

Hinter vorgehaltener Hand lästern Führungskräfte darüber, dass der BASF unter Bock die Richtung abhandengekommen sei. Bei Strategiemeetings interessiere sich der Vormann vor allem für Details, nicht für die große Linie. Auch bei Zukäufen wünschen sich manche mehr Entschlossenheit. „Doch wenn der Controller der CEO ist, wird das schon mal zum Problem“, spottet ein BASF-Insider. Vor seinem Aufstieg an die Spitze amtierte Bock als BASF-Finanzvorstand.

Das Verhältnis zwischen Bock und seinem Vorgänger und jetzigem Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht gilt als eher unterkühlt; beide verlieren jedoch kein böses Wort übereinander. „Man arrangiert sich, das Interesse des Unternehmens steht über allem“, sagt ein Kenner der Ludwigshafener Verhältnisse.

Erfahrungen wie der überteuerte Kauf von Ciba dürften Konzernlenker Bock bislang bewogen haben, vor allem auf organisches Wachstum zu setzen. Im Gegensatz zu Hambrecht, der neben der zu teuren Ciba auch die erfolgreichen Käufe des US-Katalysatorenherstellers Engelhard und des deutschen Spezialchemiekonzerns Cognis verantwortete, zeigte sich Bock bislang als wenig akquisitionsfreudig.

Mittlerweile soll jedoch auch bei Bock die Zukaufneigung gewachsen sein, heißt es im Unternehmen. Schließlich wird es für BASF immer schwieriger, aus dem organischen Wachstum ein ordentliches Gewinnplus abzuleiten.

„Verstärkungen sind vor allem im Bereich Öl und Gas und im Spezialchemiegeschäft denkbar, da kann BASF noch zulegen“, sagt Warburg-Analyst Schwarz. „Im Bereich Pflanzenschutz dürften große Übernahmen eher schwierig werden, da es dort nur wenige große Wettbewerber gibt.“

„Gut zu BASF passen würde die holländische DSM“, sagt ein Fusionsberater. Die Niederländer haben bei Vitaminen und Nahrungsmittelzusätzen eine starke Marktposition und könnten damit das schwache BASF-Vitamingeschäft gut ergänzen. Auch der britische Chemiespezialist Croda sowie der deutsche Aromenhersteller Symrise aus Holzminden im Weserbergland dürften – aufgrund ihrer margenstarken Spezialchemiegeschäfte – auf der Beobachtungsliste stehen.

An der Finanzierung dürfte keines der Projekte scheitern. Analyst Schwarz: „Die Zinsen sind niedrig, BASF verfügt über ein hervorragendes Rating und könnte locker zehn Milliarden Euro aufbringen.“

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