
Wäre Bilfinger kein deutsches Unternehmen, sondern ein japanisches, dann beugten dort frühere wie amtierende Top-Manager reihenweise im 90-Grad-Winkel demütig den Oberkörper und bäten Aktionäre wie Mitarbeiter um Verzeihung für ihre Fehler. Viele und gravierende Fehler, wie sich inzwischen zeigt.
Es war ein Fehler, 2011 den unerfahrenen Ex-Politiker Roland Koch in Schuhe des bis dahin erfolgreichen Bilfinger-Lenkers Herbert Bodners zu stecken und zu glauben, es könne nichts schief gehen, wenn Koch nur dem von Bodner vorgezeichneten Kurs folgen würde. Bodner sollte ja nach zwei Jahren Schamfrist in den Aufsichtsrat einziehen und dann als Aufsichtsratschef den Promi Koch kontrollieren.
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Fatal wurde das Weitermachen, weil inzwischen die Energiewende die Geschäftsgrundlage für Bilfingers Energiedienstleistungsbereich fundamental veränderte. Koch hat das bis zum abrupten Ende seiner Amtszeit nicht realisiert oder zumindest keine angemessene Reaktion erkennen lassen. Bis zum Schluss phantasierte er von der Rückkehr zu früheren Neun-Prozent-Renditen, die aber kein Stromkonzern mehr für Kraftwerkswartung zahlen will und kann.





Es war ein Fehler, Koch die bis dahin erfolgreich arbeitende Industrie-Dienstleistungssparte unter Thomas Töpfer komplett zerlegen und die Trennung von Töpfer durchziehen zu lassen. Damit ging der beste Mann aus dem Bilfinger-Management verloren – einer, der die Belegschaft hinter sich hatte und am ehesten den kaum mehr transparenten Gesamtkonzern in den Griff bekommen hätte. Stattdessen genoss Koch bis zu seinem unrühmlichen Ende die erfolgreich exekutierte Machtdemonstration.
Im Griff hat nun niemand mehr irgendwas bei Bilfinger – nicht in der Energie- und nicht in der Industriesparte. Die eben verkündete fünfte Gewinnwarnung in kaum einem Jahr und die hilflos wirkenden Ankündigungen – Einsparungen, Jobabbau - beweisen es. Nur der Geschäftsbereich Gebäude-Management hat sich vom tiefen Absturz bisher abkoppeln können.
Den Rücken beugen müssten auch die Verantwortlichen des neuen Großaktionärs Cevian. Cevian hat sich im alten Aufsichtsrat unter dem im Januar verstorbenen Bernhard Walter nicht durchgesetzt und die Dinge laufen lassen. Bis heute fehlt dem Finanzinvestor eine Strategie für den ehemaligen Baukonzern, der sich vom Dienstleistungsgeschäft einst zuverlässigere Renditen versprach.
Die Strategie bringt auch der hierzulande kaum bekannten Per Utnegaard nicht mit, den Cevian-Statthalter und Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes nun im Juni zum Vorstandschef macht. Er muss sie erarbeiten. Aber Utnegaard wird erst einmal einige Monate brauchen, bis er den Scherbenhaufen überblickt, den ihm der unglückliche Noch-einmal-Übergangschef Herbert Bodner bald übergibt.