Bayer-Chef Deswegen will Baumann Monsanto übernehmen

Seite 2/4

Die Monsanto-Pläne sorgen für mehr Widerstand als erwartet

Bereits Mitte März wollte er PR-Agenturen anheuern, um den Deal zu orchestrieren und nebenbei Fakten zu schaffen. Darüber soll es Streit gegeben haben. Dekkers konnte seinen Nachfolger zwar noch bremsen, aber nicht mehr aufhalten. Wenn Baumann über seinen Vorgänger spricht, gerät nichts aus der Fassung. Nur die Braue über seinem linken Auge kommt in Bewegung und hebt sich, bis sie fast zum rechten Winkel wird. Der Pfeil, der so entsteht, zeigt nach oben. Baumanns Richtung für Bayer.

Nachdem Baumann am 1. Mai CEO wurde, ging alles ganz schnell. Der Übernahmeplan ist dann aber früher öffentlich geworden, als es dem Bayer-Chef lieb sein konnte. Nicht alle Pläne gehorchen ihren Erfindern. An Baumanns Kalkül hat das nichts geändert.

Wer bei Bayer für Gewinn sorgt

Er hält Monsanto für einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu einem integrierten Agrarkonzern, der den Landwirten auf der ganzen Welt alles aus einer Hand bietet: das beste Saatgut von Monsanto, den besten Pflanzenschutz von Bayer, ergänzt um landwirtschaftliche Beratung und digitale Datenanalyse. Ein Apple der Agrarwirtschaft. Auf bunten PowerPoint-Charts für die Investoren zeigt sich zudem ein Sparpotenzial von 1,5 Milliarden Dollar jährlich. Und ganz nebenbei wäre eine drohende Übernahme von Bayer durch andere Konzerne vom Tisch.

Doch die Vorbehalte gegen Baumanns Plan sind groß – womöglich größer, als er es erwartet hat. So klar Baumann in seiner strategischen Analyse ist, scheint er vor allem die kommunikative Herausforderung unterschätzt zu haben. Er muss aufpassen, dass der Deal nicht in die Mühlen des US-Wahlkampfs gerät. In dem ist der Freihandel längst unter die Räder gekommen. Donald Trump ist dagegen, Hillary Clinton musste dem Druck unlängst nachgeben und ist auf die populistische Linie ihrer Herausforderer eingeschwenkt. Im Sog des „America first“ kann ein Chemiekonzern schnell zum Symbol nationaler Selbstbestimmung werden.

Vor allem aber habe den Bayer-Manager die heftige Reaktion der Finanzmärkte überrascht, heißt es aus seiner Umgebung. Kaum war die Nachricht über Bayers Milliardenofferte öffentlich, flüchteten Aktionäre aus der Aktie. Sie fürchten, dass eine Kapitalerhöhung den Wert ihrer Anteile schmälert. Schließlich muss der Konzern 40 Milliarden Euro neue Schulden stemmen – mindestens.

Stationen des Bayer-Konzerns

So kämpft Baumann nun um den Deal. Dieser Tage ist er an der US-Ostküste unterwegs, um mit Aktionären zu sprechen. Manch alteingesessener Shareholder sagt ihm ab: zu riskant, zu teuer. Andere sprechen über das miese Image von Monsanto. Also sagt Baumann in Interviews Sätze wie: „Uns ist bewusst, welcher Ruf Monsanto vorauseilt – ob zu Recht oder nicht.“ Zudem muss er intern überzeugen. Aufsichtsrat und Vorstand stehen hinter dem Plan, doch mancher Bayer-Mitarbeiter fürchtet, dass sich der Konzern übernimmt. Angesicht der Dimensionen des Deals attestieren viele ihrem Chef eine Neigung zur Hybris.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%