Bayer-Tochter Auch Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums auf Monsanto-Listen

In mindestens sieben Ländern soll der US-Konzern geheime Kritikerlisten geführt haben. Sie sollen auch Mitarbeiter eines Bundesministeriums enthalten.

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Der Unkrautvernichter steht unter Verdacht, krebserregend zu sein. Quelle: Reuters

Frankfurt Auf den geheimen Kritikerlisten des Glyphosat-Herstellers Monsanto standen auch Mitarbeiter des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Linken-Politikerin Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte, hervor. „Darüber hinaus gehende Erkenntnisse zu weiteren Personen, insbesondere zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Landesministerien, liegen der Bundesregierung nicht vor“, hieß es darin weiter.

Angaben dazu, wie viele Mitarbeiter auf den Listen standen, machte das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht. Der Bayer-Konzern, der den US-Saatgutriesen Monsanto vor gut einem Jahr für 63 Milliarden Dollar übernommen hatte, wollte sich dazu nicht äußern.

Die Kritikerlisten schlagen seit einigen Wochen hohe Wellen. Im Mai war eine solche Übersicht mit Personen in Frankreich aufgetaucht, die Monsanto erstellt haben soll, um diese später zu beeinflussen. In mindestens sieben europäischen Ländern soll der US-Konzern so vorgegangen sein, darunter auch in Deutschland.

Die Listen umfassten nach Angaben von Bayer in erster Linie Journalisten, Politiker und andere Interessengruppen. Alleine auf den deutschen und französischen Listen stehen rund 600 Personen. Bayer hat das Vorgehen kritisiert und Aufklärung versprochen. Die vom Konzern beauftragte Kanzlei Sidley Austin sollte die Betroffenen anschreiben.

Bekannte Monsanto-Kritiker wie die Grünen-Politiker Renate Künast oder Harald Ebner haben auf Twitter bereits mitgeteilt, dass sie nicht auf den Listen stehen. Allerdings hatte Monsanto die Listen auch im Rahmen der Wiederzulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der EU erstellen lassen – entsprechend umfassten sie vor allem Personen, die für diesen Prozess relevant waren. In der Europäischen Union war die Zulassung von Glyphosat Ende 2017 um fünf weitere Jahre verlängert worden.

Glyphosat steht unter Verdacht, Krebs zu erregen. In den USA sieht sich Bayer deshalb mit etwa 13.400 Klägern konfrontiert. Der Konzern verweist dagegen immer wieder auf Studien, die den Unkrautvernichter bei sachgemäßer Anwendung als nicht gesundheitsschädigend einstufen.

Mehr: Bayers neue Einsatztruppe: Wie der Konzern das Glyphosat-Problem lösen will.

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