Bayer vor der Aufspaltung Die zwei Wege des Pharmakonzerns

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Schritt für Schritt zum Pharmakonzern

Einzig Lanxess, bis 2005 ebenfalls Teil der Bayer-Chemiesparte, fiel zeitweise positiv aus dem Rahmen. Nur ist der Dax-Konzern inzwischen ein Sanierungsfall, weil Ex-Vorstandschef Axel Heitmann das Unternehmen zu sehr auf die Kautschukproduktion für die Reifenindustrie ausrichtete.

Dekkers und sein Vorgänger Werner Wenning haben Bayer etwa durch den Kauf des Berliner Antibabypillen-Herstellers Schering 2006 und von Teilen des US-Konzerns Merck & Co. 2014 immer mehr zum Pharmakonzern aufgebaut. Die Chemie soll weg. Das Geschäft mit Pillen ist profitabler als das mit chemischen Standard- und Kunststoffen. Zudem steigen die Kosten der Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten. Da die Verschuldung durch die teuren Zukäufe gestiegen ist und Gesundheit und Landwirtschaft Vorrang haben, bleibt nicht genügend Kapital für Investitionen in die Kunststoffe. Die Sparte könne die Selbstständigkeit nutzen, um künftig schneller, flexibler und besser am Markt zu agieren, sagt Dekkers.

Aktionäre haben da ihre Zweifel. „BMS war zuletzt immer das Sorgenkind von Bayer, ein Selbstläufer wird der Börsengang nicht“, sagt Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Chemiesparte erwirtschaftete 2014 bei gut elf Milliarden Euro Umsatz 1,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Klingt ordentlich, entspricht aber nur einer Marge von zehn Prozent vom Umsatz. Pharma schaffte 27,5 Prozent, die Pflanzenschutzsparte rund 25 Prozent Marge.

Interessenten aus Arabien und China

Der Grund für die relativ schwache Marge liegt unter anderem in der Produktpalette. Zwar zählt die Bayer-Chemiesparte bei den Polyurethanen – Kunststoffen für Hart- und Weichschäume – zu den größten und besten Anbietern. Auch bei den Rohstoffen für kratzfeste Lacke läuft es gut. Doch das andere wichtige Kernprodukt, Polycarbonat-Kunststoffe, scheint die besten Zeiten hinter sich zu haben. Neue Wettbewerber aus Asien sorgen für Überkapazitäten und Preisdruck. Jahrelang verdiente Bayer klotzig an CDs aus Polycarbonat. In Zeiten von MP3-Player und Internet-Streaming kaufen aber immer weniger Menschen die silbernen Scheiben. Auch die Hoffnung, leichter Kunststoff könnte bald das schwere Glas im Auto ersetzen, erfüllte sich nicht. „Bisher bestehen eher die Scheinwerfer aus Polycarbonat, die großen Windschutzscheiben weniger“, so ein Branchenkenner.

Stationen des Bayer-Konzerns

Ein Großteil der Bayer-Chemiesparte besteht aus sogenannten Commodities, also austauschbarer Massenware, bei der es vor allem auf einen günstigen Preis ankommt. Doch Bayer produziert, gerade in Deutschland, oft zu hohen Kosten.

Die Aussichten auf Besserung sind gering. Der Verband der Chemischen Industrie, mit Bayer-Chef Dekkers an der Spitze, rechnet für 2015 mit rückläufigen Umsatz und Preisen. In den USA liegen die Energie- und Rohstoffkosten niedriger als in Deutschland, aus Asien rücken neue Wettbewerber vor.

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