Sie wollen die Märkte mit chemischen Pestiziden und Gensaatgut überfluten?
Das ist doch Unsinn. Die Märkte etwa in den USA, Indien, China, Brasilien, Argentinien und Europa sind unterschiedlich. Bayer hat biologische, chemische und gentechnisch veränderte Produkte im Angebot – und bietet digitale Lösungen an, die den Bauern helfen, die richtigen Entscheidungen bei Aussaat und Ernte zu treffen. Bayer wird jeweils nur das anbieten, was gesellschaftlich gewollt ist. Dazu wird das Unternehmen auch weiterhin in erheblichem Umfang in Forschung und Entwicklung investieren.
Der Saatgutkonzern Monsanto
Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von – oft auch gentechnisch verändertem – Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten – auch in Deutschland.
Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als „Kernanliegen“, wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.
Quelle: dpa
Der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor sagt, es bringe mehr, auf die Kompetenz der Kleinbauern in Entwicklungsländern zu setzen als auf die Hightechlösungen der Agrarkonzerne. Was sagt der Katholik Wenning?
Ich zahle ja auch Kirchensteuer und unterstütze gerne Misereor, die hervorragende Arbeit leisten. Ich kann aber nicht erkennen, wie wir ohne Innovationen die wachsende Weltbevölkerung angemessen versorgen können.
Monsanto-Chef Hugh Grant hat gepokert und Bayer zu immer höheren Geboten getrieben. Hat er Sie über den Tisch gezogen?
Ach, was. Wer hätte denn vorher gedacht, dass wir zu einem Preis von weniger als 130 Dollar je Aktie abschließen? Wir haben uns nach intensiven Verhandlungen auf 128 Dollar geeinigt. Das ist gut für Bayer – und es ist gut für die Aktionäre von Monsanto. Herrn Grant habe ich als fairen Verhandlungspartner kennengelernt, der seine Interessen mit allem Nachdruck verteidigt. Sicherlich hätte er es lieber umgekehrt gesehen und unser Agrargeschäft übernommen. Aber so ist es nun mal nicht gekommen. Dass es zwischen Bayer und Monsanto stimmt, können Sie zum Beispiel daran erkennen, dass Monsanto am Tag nach der Verkündung noch ein Treffen in St. Louis mit wichtigen Entscheidungsträgern aus der Region organisiert hat.
Bayer lenkt alle Kraft auf das Agrargeschäft. Dabei hat der Konzern zuletzt unter Vorstandschef Marijn Dekkers vor allem auf den Bereich Gesundheit gesetzt. Nun fürchten viele Pharmamitarbeiter, dass bei ihnen gespart wird. Was sagen Sie denen?
Die Befürchtungen sind falsch. Die Pharmasparte läuft hervorragend. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden sogar erhöht. Und sechs Produktkandidaten, die in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung sind, könnten ein jährliches Spitzenumsatzpotenzial von mindestens sechs Milliarden Euro erreichen.
Aber derzeit stehen doch Teile des Dermatologiegeschäfts und die Radiologie zum Verkauf, beim Augenmittel Eylea werden Stellen gestrichen. Also wird doch gekürzt?
Solche Spekulationen kommentiere ich grundsätzlich nicht. Klar ist aber, dass zur Finanzierung der geplanten Übernahme keine Verkäufe oder sonstigen Anpassungen notwendig sind.
Trotzdem muss Bayer nun die 66 Milliarden Dollar für Monsanto aufbringen und kann sich keine weiteren Zukäufe leisten. Sie könnten den Anschluss im Pharmageschäft verlieren.
Bayer kann im Gesundheitsgeschäft durchaus über ergänzende Zukäufe reden – aber natürlich nicht im zweistelligen Milliardenbereich. In den nächsten Jahren geht es für Bayer vor allem darum, die Schulden zurückzuzahlen. Danach ist das Unternehmen finanziell ganz anders aufgestellt und kann auch im Gesundheitsgeschäft wieder aktiv akquirieren.
Wollen Sie Monsanto auch übernehmen, um nicht zu abhängig vom risikoreichen Pharmageschäft zu werden? Vor Jahren, als Sie Vorstandschef waren, hat das Desaster um den Cholesterinsenker Lipobay Bayer an den Rand des Abgrunds gebracht.
Hinter der Monsanto-Übernahme steckt sicher nicht die Angst, zu abhängig von Pharma zu werden. Lipobay ist lange her. Der Fall hat aber sicherlich Entscheidungen beschleunigt, die wir bei Bayer ohnehin fällen mussten.