
Düsseldorf Handelsblatt: Herr Stumpf, Karstadt wird Kaufhof wohl nicht übernehmen. Die Kaufhof-Mutter will das Angebot von Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen nicht weiter verfolgen. Damit ist die Idee der Deutschen Warenhaus AG wohl gescheitert. Halten Sie das für die beste Lösung?
Joachim Stumpf: Das Angebot von Berggruen wäre eine interessante und nach meiner Meinung die beste Lösung gewesen, weil sich große Synergien in den Bereichen Einkauf, Marketing, Logistik oder Multichannel ergeben würden. Kaufhof ist deutlich weiter, beispielsweise bei den Eigenmarken. Kaufhof hat außerdem viele Immobilien im Eigentum und dadurch Interessenkongruenz zwischen Mieter und Vermieter. Selbst wenn 20 bis 30 Häuser geschlossen worden wären, gäbe es interessante Nachnutzungen, da die verbliebenen Standorte bei Kaufhof und Karstadt relativ gute Lagen haben. Und für interessante Nachnutzungen ist ausschließlich die Lagequalität ausschlaggebend, wie die erfolgreichen Verwertungen von Warenhausstandorten zeigen - siehe Karstadt am Dom in München, Hertie in Erkrath, in München-Laim und Giesing.
Momentan sieht es danach aus, als habe der österreichische Immobilieninvestor René Benko, 34 Jahre alt und milliardenschwer, die Nase vorn. Welche Chancen räumen Sie ihm ein?
Das hängt ganz davon ab, wer der Partner für das operative Warenhausgeschäft sein wird. Das Kapital für Investitionen ist sicherlich vorhanden ebenso wie das Know-how, um die Immobilien, die in Zukunft für alternative Nutzungen in Frage kommen, entsprechend weiter zu entwickeln.
In den USA richten sich gerade alle Blicke auf das Weihnachtsgeschäft - für die dortigen Händler die umsatzstärkste Phase des Jahres. Welche Bedeutung hat diese Saison in Deutschland?
In Deutschland erzielen alle Händler etwa 25 Prozent ihres Jahresgesamtumsatzes in den Monaten November und Dezember, noch deutlich höher sind die Umsatzanteile bei typischen "Geschenkbranchen" wie Spielwaren, Schmuck, Parfümerieartikel, Bücher und Consumer Electronic.
Handelsblatt: Können die heimischen Handelskonzerne entspannt in die Jahresendphase gehen, wo ihnen durch die Schuldenkrise in Europa und die abflachende Konjunktur ein schärferer Wind entgegen bläst?
Momentan lassen sich die Verbraucher in keiner Weise von den spekulativen Gefahren die Konsumfreude verderben. Im Gegenteil: Die Grundstimmung ist besser, als in vielen Jahren zuvor. Gründe: Niedrige Arbeitslosigkeit, Reallohnzuwächse, niedrige Analgezinsen (in vielen Krisenjahren ist in der Vergangenheit die Sparquote angestiegen, aktuell steigt die Konsumquote) und dadurch Investition in Anschaffungen.
In den Amerika liegt der Erfolg im letzten Quartal nicht zuletzt an Events wie dem Black Friday. Brauchen wir sowas in Deutschland auch, um das Phänomen Kaufhaus am Leben zu erhalten?
Der Black Friday bringt nicht, wie oft berichtet, die höchsten Umsätze des Jahres in den USA. Unsere Marketing- und Verkaufsförderungsaktionen in Deutschland sind sehr ausdifferenziert. Weitere führen sicherlich nur zu zeitlichen Verschiebungen des Einkaufs, nicht aber zu Mehrumsatz und schon gar nicht zum größeren Erfolg eines unprofilierten Kaufhauses.
Welche Zukunftschancen geben Sie dem All-In-One-Shopping-Konzept der "Gemischt-Warenhäuser" hierzulande?
Lassen Sie mich ein paar Schlagworte dazu nennen: Erlebnis, Third Places, Multi-Channel, Aufenthaltsqualität, attraktive Sortimente mit hohen Textilanteilen oder optimale Nahversorgung.
Zurück zur Metro, wo sich gleichzeitig die Chefsuche in der Sackgasse befindet. Der künftige Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel muss die Kandidatensuche am Wochenende in trockene Tücher bringen. Im Gespräch ist auch eine Kompromisslösung zwischen Finanzvorstand Olaf Koch und Real-Chef Joel Saveuse. Trauen Sie beiden Managern zu, dass sie den Konzern gemeinsam führen können?
Das kann ich Ihnen nicht seriös beantworten.
Herr Stumpf, vielen Dank für das Gespräch.