"Mexiko bietet vor allem ein stabiles wirtschaftliches Umfeld mit einem mehr oder weniger gut funktionierenden Rechtsstaat", sagt Nils Stieglitz, Professor of Strategic Management an der Frankfurt School of Finance and Management. Genau das sei in China schwieriger und mache die Investoren von Zeit zu Zeit unruhig. Hinzu kommen Umweltprobleme, vor allem in Südchina, wo viele Produktionsstätten liegen.
Mexiko hingegen habe in den vergangenen Jahren einige Probleme wie Korruption und den Drogenkrieg besser in den Griff bekommen. Doch nach Ansicht von Galina Kolev gibt es noch einen weiteren Faktor, der Mexiko als Produktionsstandort besonders attraktiv macht - die konsequente Freihandelspolitik sowie die Nähe zum US-amerikanischen Markt.
Mit über 40 Handelspartnern unterhält das Land mittlerweile Freihandelsabkommen. Heißt konkret: Ausländische Unternehmen haben zollfreien Zugang zum nordamerikanischen Markt. Diese Offenheit ist für viele Unternehmen strategisch wichtig - auch für deutsche.
Insgesamt sind 1200 deutsche Unternehmen in Mexiko mit 120.000 Mitarbeitern vertreten, vor allem aus den Bereichen Automobil, Zulieferer, Pharmaindustrie, Chemie und Elektronik. Dort bieten sich derzeit auch die besten Investitionsmöglichkeiten. Zwischen 2009 und 2012 stiegen die deutschen Direktinvestitionen vor Ort um 60 Prozent.
Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen
China ist der nach Frankreich und den Niederlanden der größte Handelspartner Deutschlands. 2013 wurden Waren im Wert von mehr als 140 Milliarden Euro ausgetauscht. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass China in etwa zehn Jahren zum Handelspartner Nummer eins aufsteigen wird.
Die Exporte nach China summierten sich 2013 auf rund 67 Milliarden Euro. Exportschlager sind Maschinen, Fahrzeuge und chemische Produkte. Für Unternehmen wie Audi ist China bereits der wichtigste Absatzmarkt.
Die Chinesen schickten 2013 Waren im Wert von gut 73 Milliarden Euro hierher und damit etwa viermal so viel wie 2000. Vor allem Computer, Handys und Elektronik liefert der Exportweltmeister nach Deutschland. Weitere Verkaufsschlager sind Bekleidung und elektrische Ausrüstungen.
Mehr als 26,5 Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen bislang in China investiert. Etwa 4000 Firmen sind dort aktiv. Allein 2012 stiegen die deutschen Investitionen in der Volksrepublik um 28,5 Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar. Umgekehrt zieht es immer mehr Chinesen nach Deutschland. 98 Unternehmen siedelten sich 2012 hierzulande neu an - China ist damit Auslandsinvestor Nummer drei, nach den USA und der Schweiz. 2000 Unternehmen sind inzwischen hier ansässig.
Doch noch hat Mexiko sein Potential nicht ausgeschöpft. Der Bankensektor ist unterkapitalisiert, die Infrastruktur teilweise unzureichend, es mangelt an Aus- und Fortbildungsprogrammen. Die mexikanische Regierung will mit Programmen wie dem "Pacto por México" an diesen Problemen arbeiten und steckt in den kommenden fünf Jahren bis zu 400 Milliarden Dollar in den Ausbau von Energie-, Transport- und Kommunikationsnetzen.
Ein weiterer Standortvorteil: Die mexikanische Bevölkerung ist jung, über die Hälfte unter 30. "Die Mexikaner sind stolze und hochmotivierte Menschen. Doch die Qualifikation für die hohen technischen Anforderungen genügen jedoch oft nicht, die notwendige Leistung umzusetzen", sagt Carsten Schubert, Geschäftsführer des Autozulieferers Willy Voit aus dem saarländischen St. Ingbert. Das Unternehmen ist seit 1998 in Mexiko vertreten.
Gemeinsam mit den Botschaften und anderen Organisationen beider Länder bauen sie das duale Ausbildungssystem in Mexiko auf. Und das aus gutem Grund: Denn das Land braucht eben nicht nur Maschinen und Anlagen aus dem Ausland - sondern auch Einheimische, die diese Maschinen bedienen können.