Beiersdorf-Hauptversammlung Kleiner Schönheitsfehler bei Beiersdorf

Bis auf die magere Dividende werden die Aktionäre des Nivea-Herstellers Beiersdorf auf der Hauptversammlung wenig zu meckern haben.

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Beiersdorf. Quelle: REUTERS

Seit 2009 liegt die Dividende des Tesa- und Nivea-Herstellers Beiersdorf aus Hamburg unverändert bei 70 Cent je Aktie. Dabei hat sich die wirtschaftliche Lage, die Ertragssituation und die Kursentwicklung des Dax-Konzerns in den zurückliegenden sechs Jahren dramatisch verbessert. Unter der Ägide von Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich, der 2012 das Ruder von Thomas-B. Quaas übernahm, kletterte der Aktienkurs von rund 50 Euro auf teilweise über 80 Euro. Die Eigenkapitalquote liegt heute bei 61 Prozent und bietet genug Spielraum für Übernahmen.  

Bei der operativen Marge erreichte Beiersdorf im vergangenen Geschäftsjahr mit 14,4 Prozent einen neuen Höchstwert. Der Jahresüberschuss kletterte wie das Ergebnis je Aktie um ein Viertel, der Konzernumsatz wuchs zum dritten Mal in Folge über dem Marktdurchschnitt. Damit habe Beiersdorf einen hohen Grad an Stabilität und Widerstandsfähigkeit erreicht, was gute Voraussetzungen für 2016 schaffe, sagte Heidenreich bei der Vorlage der Konzernbilanz vor wenigen Wochen.

Doch weil der Mehrheitsaktionär, die mit 61 Prozent beteiligte Maxingvest-Gruppe der Familie Herz, der auch der Kaffee- und Handelskonzern Tchibo gehört, offenbar eher interessiert ist an Wachstum und mehr Effizienz als an einer höheren Ausschüttung, müssen sich die Streubesitzaktionäre auch in diesem Jahr mit einer stagnierenden Dividende abfinden. Und das trotz einer um 500 Millionen  auf drei Milliarden Euro angewachsenen Nettoliquidität, so gut wie keinen langfristigen Schulden in der Bilanz und angesichts einer bis dato sehr zurückhaltenden Übernahmestrategie.

Dabei hat die große Mehrheit der 30 Dax-Konzerne in diesem Jahr die Dividende erhöht. Selbst Thyssenkrupp, wegen der schwierigen Lage in der europäischen Stahlindustrie mächtig unter Druck, schüttete für das Berichtsjahr je Aktie mehr aus als im Vorjahr.

Beiersdorf könnte nach Angaben von Finanzvorstand Ulrich Schmidt durch den knapp zehnprozentigen eigenen Anteil sowie durch genehmigtes Kapital insgesamt rund acht Milliarden Euro für Übernahmen aufbringen, ohne sich dafür verschulden zu müssen.

Heidenreich und die Inhaberfamilie Herz setzen offenbar darauf, im Zuge der Konsolidierung der Branche, an attraktive Übernahmeziele zu kommen. Schmidt verwies bei der Bilanzpressekonferenz vor wenigen Wochen auf den US-Konzern Procter & Gamble, der im vergangenen Sommer seine Kosmetikmarken inklusive der Haarpflegemarke Wella an den von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrollierten US-amerikanischen Kosmetikhersteller Coty verkauft hatte. Immer mehr Konzerne fokussierten sich auf ihr Kerngeschäft und würden sich von Beteiligungen trennen. „Die Schnelligkeit der Umstrukturierungen zieht jetzt an“, so Schmidt.

Die beliebtesten Marken

Die letzte größere Übernahme der Hamburger liegt bald zehn Jahre zurück. Damals schnappte sich Beiersdorf den chinesischen Kosmetikhersteller C-Bons – und holte sich damit ein gewaltiges Problem an Bord. Die Marke war gegen die internationale, namhafte Konkurrenz chancenlos und bescherte Beiersdorf erhebliche Firmenwertabschreibungen. Auch im vergangenen Jahr erzielte Beiersdorf in China keinen Gewinn. Allerdings auch keine zweistelligen Millionenverluste mehr wie in den Jahren zuvor.

Bei der Prognose zeigte sich Beiersdorf-Chef Heidenreich vorsichtig: „Früher war die Planbarkeit besser“, sagte Heidenreich unter Hinweis auf die starken Schwankungen an den Märkten sowie auf konjunkturelle und politische Unsicherheiten. Für 2016 stellt Beiersdorf dank neuer Produkte ein Umsatzwachstum im Konzern von drei bis vier Prozent sowie eine leichte Verbesserung der Ebit-Umsatzrendite in Aussicht.

Beiersdorf beschäftigt mehr als 17.000 Mitarbeiter und ist für seine Kosmetikartikel Nivea, Eucerin, Labello und 8x4 sowie die Klebstofftochter Tesa bekannt.

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