Der Nivea-Hersteller Beiersdorf aus Hamburg hat sein zuletzt eingedampftes Umsatzziel für 2015 erreicht. „Beiersdorf hat im Jahresverlauf kontinuierlich an Fahrt gewonnen und insbesondere in der zweiten Jahreshälfte deutlich zugelegt“, sagte Vorstandschef Stefan Heidenreich vor wenigen Wochen. Der Firmenlenker, der am Mittwoch die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr konkretisiert, gab sich seinerzeit zuversichtlich. „Wir haben eine gute Basis geschaffen, um auch 2016 trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen wirtschaftlich erfolgreich zu sein.“
Im Mittelpunkt der Bilanzvorlage dürfte das Abschneiden von Nivea vor allem in Westeuropa stehen, wo die Wachstumserwartungen zuletzt hinter Analystenerwartungen zurückblieb. Neben Aussagen zu weiteren Produktneuheiten dürften zudem eine erste Prognose für das laufende Geschäftsjahr sowie Aussagen zur Dividende interessieren.
Die Gewinnausschüttung hat Beiersdorf seit 2009 trotz operativer Verbesserungen und einer gut gefüllten Kasse unverändert bei 0,70 Euro je Aktie belassen. Die Dividendenrendite ist im Dax-Vergleich unterdurchschnittlich. Aktionäre fordern eine Anhebung. Die im Vorfeld der Bilanzvorlage von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten rechnen mit 0,73 Euro je Aktie. Größter Nutznießer der Gewinnausschüttung sind die Tchibo-Erben Herz, die über die Holding Maxingvest gut die Hälfte der Beiersdorf-Aktien bündeln.
Eine neue Gesichtscreme für Männer, eine runderneuerte Haarpflegelinie und erstmals ein eigener Nassrasierer: Beiersdorf hat im vergangenen Jahr viele Neuheiten auf den Markt geworfen. Das schlug sich in den Zahlen nieder: Nach vorläufigen Zahlen stieg der Erlös 2015 organisch um drei Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Beiersdorf produziert Marken wie Nivea, Eucerin oder Tesa. Die Entwicklung der Klebstofftochter Tesa, die zuletzt fast nur noch durch Währungseffekte zulegte, hatte den Henkel-Konkurrenten im November veranlasst, die Prognose für das Umsatzwachstum im Konzern leicht von drei bis fünf Prozent auf drei bis vier Prozent zu senken.
Mit Rückenwind
Im Gesamtjahr erzielte Tesa mit 1,14 Milliarden Euro einen Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau. Grund für die Wachstumsschwäche der Klebstofftochter waren Schwierigkeiten im Geschäft mit den großen asiatischen Elektronikkonzernen wie Samsung oder Foxconn. Diese Unternehmen beliefert Tesa mit Spezialklebern für Smartphones, Tablets und Fernseher. Ähnliche Schwierigkeiten hat auch der Düsseldorfer Henkel-Konzern mit seiner Klebstoffsparte.
Gut liefen zuletzt jedoch vor allem die Verkäufe von Kosmetika und Shampoos in Amerika und Osteuropa, was den Dax-Konzern im November bei der operativen Rendite (Ebit-Marge) zu mehr Zuversicht ermutigte. Beiersdorf bekräftigte die Prognose, wonach 2015 vom Umsatz „deutlich“ mehr Gewinn übrig bleiben solle.
Im Vorjahr hatte die Rendite bei 13,7 Prozent gelegen. Bereits nach neun Monaten im vergangenen Jahr erreichte Beiersdorf eine Marge von 14,9 Prozent. Und die Kernmarken Nivea, Eucerin und La Prairie gaben nochmals Gas: Den Umsatz mit Konsumgütern steigerte Beiersdorf im Gesamtjahr organisch um 3,6 Prozent, allein im zweiten Halbjahr um 5,7 Prozent.
Die beliebtesten Marken
Nichts geht an Nivea vorbei. Mit einer nochmaligen Steigerung gegenüber 2014 landet Nivea MEN 2015 mit 26,5 Prozent aller Befragten auf Platz 1 der Beliebtheitsskala.
Die Drogeriekette DM läuft mit der Eigenmarke dem Vorjahreszweiten den Rang ab. Balea Men ist für 8,1 Prozent der Befragten die Marke der Wahl.
Wer Schuhe kann, kann auch Creme? Offensichtlich. Das sportliche Image beschert Adidas Skin Care (for men) mit 7,8 Prozent Platz drei gleichauf mit L'Oreal, das allerdings die Jahre zuvor deutlich schwächer war.
Mit dem gleichen Wert wie Adidas Skin Care teilt sich L'Oreal Men Expert den dritten Platz - lag aber 2014 hinter den Düften mit den drei Streifen.
Gleich hinter der Eigenmarke von DM sortiert sich mit Florena die nächste Handelsmarke ein. Immerhin 5,2 Prozent der befragten Männer geben dies als ihre Lieblingsmarke an bei Männerpflege. Ihre Wurzeln gehen bis ins Jahr 1852 zurück und sie war zu DDR-Zeiten frech genug, eine Dose in der Ästhetik der Nivea-Dose zu verkaufen. Nivea verlor die Prozesse. Heute gehören Florena wie Nivea beide zu Beiersdorf.
Ein Name, wie ein Herrenabend: Tabac. Das Unternehmen besteht ist ein Kind des Wirtschaftswunders, exisitiert seit 1951 und ist mit Herrenpflege seit 1959 am Markt. Heute gehört sie Mäurer & Wirtz aus Stolberg, zu dem auch Marken wie 4711 gehören und das Parfüms von "Pussy Deluxe" über "Otto Kern" bis "Choice by Comma" vertreibt.
Welcher Mann will es angeblich nicht sein? Boss. Die Strahlkraft der Modemarke reicht zumindest, um "Boss Skin" auf Platz 7 des Rankings zu befördern.
Einen kleinen Verlust in der Beliebtheit musste die Marke Biotherm Homme hinnehmen und landet mit 2,2 Prozent auf Platz 8. Die Marke gehört zum Duftgiganten L'Oreal.
Lancôme Homme rangiert auf Platz 9. Und ist - als Marke von L'Oreal, ebenfalls Teil des riesigen Reichs des französischen Unternehmens.
Sie teilt den Namen mit einer Stadt in der Auvergne: Vichy. Und die Marke gehört zu: Richtig - L'Oreal.
Besonders gut sei es in Osteuropa gelaufen, teilte der Konzern zum Jahresbeginn mit. Aber auch in Südamerika hat Beiersdorf im Jahresverlauf zulegen können. Im Kernmarkt Europa konnte der Dax-Konzern seine Marktanteile verteidigen, was vor allem mit den zahlreichen Produktneuheiten zusammenhängen dürfte. Zusätzlicher Rückenwind kam insgesamt durch günstige Wechselkurse: Der starke Dollar und der schwache Euro halfen dem Geschäft.
Mit welchem Ergebnis der Nivea-Konzern das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen hat, zeigt sich im Laufe der Bilanzpressekonferenz. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Experten erwarten ein operatives Ergebnis (Ebit) von 965 Millionen Euro. Dies wäre ein Zuwachs von 12 Prozent im Vergleich zu den im Vorjahr erzielten und um Sondereffekte bereinigten 861 Millionen Euro.
Herausgerechnet wurden beim Vorjahreswert Wertberichtigungen im China-Geschäft. Inklusive dieser belief sich das Vorjahres-Ebit auf 796 Millionen Euro. Für 2015 rechnen Analysten nicht mit Sondereffekten.