Belloni wirbt für Praxair-Fusion „Unsere Linde-Werte werden nicht untergehen“

Die Fusion mit Praxair droht den Linde-Konzern zu zerreißen. Auf der Hauptversammlung warb Vorstandschef Aldo Belloni noch einmal eindringlich für den Deal. Fraglich ist, ob er damit die Skeptiker überzeugen kann.

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Der Linde-Chef ist sowohl bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern der Fusion mit Praxair geschätzt. Quelle: Reuters

München Aldo Belloni hätte wohl selbst nicht damit gerechnet, dass er einmal als Vorstandsvorsitzender bei einer Linde-Hauptversammlung auftreten würde. Doch nach dem Abgang von Wolfgang Büchele wurde der frühere Vorstand im Dezember aus dem Ruhestand reaktiviert. Seine Mission ist denkbar schwierig: Er soll die höchst umstrittene Fusion mit Praxair zum weltgrößten Gasekonzern durchziehen – und gleichzeitig den Konzern wieder befrieden.

Kein leichtes Unterfangen also. Beim Aktionärstreffen am Mittwoch warb Belloni eindringlich für das 60-Milliarden-Euro-Projekt. „Diese Fusion würde Wert schaffen.“ Ein Zusammenschluss mit Praxair sei „hochgradig komplementär, synergiestark und deshalb die ideale Grundlage für nachhaltiges, profitables Wachstum“.

Die Prügel der Kritiker muss derzeit vor allem Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle einstecken. Belloni ist dagegen sowohl bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern der Fusion geschätzt. Der zurückhaltende, ernste Italiener ist derzeit noch am ehesten die Integrationsfigur in einem Konzern, den es zu zerreißen droht.

Er sei seit 37 Jahren im Unternehmen und kenne unzählige Kollegen im In- und Ausland, wurde er auf der Hauptversammlung persönlich. „Ich kann Ihnen versichern, der geplante Zusammenschluss hat auch in der Linde-Belegschaft einen großen Rückhalt.“ Der Konzern habe viel Erfahrung mit Integrationsprozessen. Er sei sicher, dass „dabei unsere Linde-Werte nicht untergehen“.

Belloni warb vor allem bei den Arbeitnehmervertretern für die Fusion. Schließlich droht im Aufsichtsrat ein Patt, wenn die Arbeitnehmerbank komplett mit Nein stimmen sollte. Dann müsste Reitzle sein Doppelstimmrecht ziehen, was in Deutschland als Affront gilt.

Daher erinnerte Belloni an die Beschäftigungssicherung bis Ende 2021, die für den Fall der Fusion versprochen ist. Betriebsbedingte Kündigungen sind in dieser Zeit in Deutschland ausgeschlossen. Auch die Tarifbindung bleibe, betonte Belloni.

Den Abschluss der Verhandlungen mit Praxair kündigte Belloni für die nächsten Wochen an. „Die Gespräche verlaufen konstruktiv und zielorientiert.“ Er verwies auf die geplanten Synergien von einer Milliarde Dollar und die gute regionale Aufstellung des neuen Konzerns. Beide Unternehmen hätten historisch zudem gemeinsame Wurzeln. „Eine Fusion würde das Beste aus beiden Welten zusammenbringen.“

Belloni bekräftigte die Entscheidung, die Linde-Aktionäre nicht über die Fusion abstimmen zu lassen. Jeder Linde-Aktionär könne eigenständig entscheiden, ob er seine Anteile tausche. „Es entspricht üblicher und anerkannter Transaktionspraxis, dass der Abschluss einer solchen Vereinbarung keiner Zustimmung der Hauptversammlung bedarf.“ Der Zusammenschluss werde aber nur stattfinden, wenn eine überwältigende Mehrheit der Aktionäre die Fusion gutheiße und tausche. „Eine Transaktion wird daher in jedem Fall durch die Aktionäre und Inhaber beider Fusionspartner legitimiert.“

Ob es Belloni gelungen ist, auch die Skeptiker zu überzeugen? Die Abstimmung im Aufsichtsrat in einigen Wochen wird es zeigen.

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