Bergbaukonzern Rio Tinto: Umweltproteste verhindern Lithium-Abbau in Serbien

Die Beziehungen Serbiens zu Australien litten zuletzt unter dem Streit über die Teilnahme des serbischen Tennisstars Novak Djokovic an den Australian Open. Quelle: Reuters

Die serbische Regierung untersagt ein umstrittenes Förderprojekt des australischen Konzerns. Das könnte auch mit Novak Djokovic zusammenhängen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Proteste von Umweltschützern haben ein milliardenschweres Projekt des Bergbaukonzerns Rio Tinto zum Lithium-Abbau in Serbien zu Fall gebracht. Die Aktien des britisch-australischen Unternehmens setzten am Freitag ihre Talfahrt an der Londoner Börse fort, nachdem die serbische Regierung am Donnerstagabend die Abbaulizenzen wegen Umweltbedenken widerrufen hatte.

Dem waren wochenlange Proteste der Bevölkerung gegen die geplante Mine im westserbischen Jadar-Tal vorausgegangen. Rio Tinto wollte mit dem 2,4 Milliarden Dollar schweren Vorhaben - seinem bislang einzigen zur Förderung von Lithium, einem wichtigen Rohstoff für E-Autobatterien - zum größten Produzenten in Europa und einem der zehn größten weltweit aufsteigen.

Vor Kurzem erst war wegen Verzögerungen im Genehmigungsprozess der Produktionsbeginn um ein Jahr auf 2027 verschoben worden. Die serbische Regierungschefin Ana Brnabic begründete die Entscheidung mit Forderungen von Umweltschützern. Nach deren Ansicht würde die Mine Land und Grundwasser verschmutzen. Der Bergbaukonzern habe die anliegenden Gemeinden nicht ausreichend informiert, hielt Brnabic Rio Tinto vor. Das Unternehmen hatte früher erklärt, sich an Gesetze zu halten und den Dialog zu suchen.
Serbien steht vor der Wahl im April. Die Beziehungen zu Australien litten zuletzt unter dem Streit über die Teilnahme des serbischen Tennisstars Novak Djokovic an den Australian Open. Der Weltranglistenerste wurde kurz vor Beginn des Turniers zur Abreise gezwungen, weil die australische Regierung sein Visum annulierte. Djokovic hatte im Dezember auf Instagram ein Foto der Umweltproteste mit einem unterstützenden Kommentar gepostet. In den sozialen Medien machte nach der Absage an das Projekt der Jux die Runde, Rio Tinto sei jetzt so wie Djokovic ausgewiesen worden.

Der Bergbaukonzern erklärte, er sei äußerst besorgt über den Beschluss der Regierung in Belgrad und werde deren Rechtsbasis überprüfen. Der Konzern hat bereits 450 Millionen Dollar für Machbarkeitsstudien und andere Untersuchungen zu dem Projekt ausgegeben. Die Regierung Australiens erklärte, sie bedaure den Rückzug. „Wir weisen auf die großen wirtschaftlichen Vorteile der beachtlichen Investition von Rio Tinto in Serbien hin.“

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Der Verzicht Serbiens könnte sich auch auf die Versorgung der Autoindustrie mit dem Batterierohstoff auswirken. Die Kapazität wurde auf 58.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr taxiert, genug für eine Million E-Autos. Es wäre die größte Förderung in Europa gewesen - und ein wichtiger Beitrag dazu, den Kontinent von Lithium-Importen unabhängiger zu machen. Schon jetzt ist der Rohstoff knapp und würde es nach bisheriger Prognose die nächsten drei Jahre bleiben, erklärten Experten. Das könne sich durch den Ausfall der Rio-Tinto-Lieferungen noch länger hinziehen und die Lithium-Preise weiter in die Höhe treiben. „Wir sind an einem Punkt, wo das Lithium-Angebot das Tempo des Hochlaufs von Elektroautos bestimmen wird“, sagte Saul Kanovic, Analyst von Credit Suisse.

Mehr zum Thema: Europa braucht Lithium für den Bau von Elektroautos – ist bisher aber komplett auf Importe angewiesen. Die EU-Kommission will den Abbau europäischer Vorkommen vorantreiben. Doch die Projekte stagnieren, wie Satellitenbilder zeigen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%