Bernhard Pellens Neuer Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp ist wohl nur eine Übergangslösung

Der neue Chefaufseher von Thyssen-Krupp stammt aus den eigenen Reihen. Doch seine mangelnde Erfahrung stößt auf Kritik.

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Was Pellens an Industrieerfahrung fehlt, macht er durch Zahlen-Expertise wieder wett: Der Professor lehrt Betriebswirtschaft und Internationale Unternehmensrechnung. Quelle: Thyssen-Krupp

Düsseldorf Mit der Wahl des Uni-Professors Bernhard Pellens zum Aufsichtsratschef hat Thyssen-Krupp lediglich Zeit gewonnen. Pellens Amtszeit in dem Kontrollgremium endet 2020. Da er seit seinem Einzug 2005 bereits dreimal gewählt wurde, wäre danach im Sinne der Vorgaben der guten Unternehmensführung, zu denen sich auch Thyssen-Krupp bekennt, ohnehin Schluss.

Im Corporate Governance Bericht des Konzerns wird auf eine „Maximale Amtszeit der Aufsichtsratsmitglieder von drei Amtsperioden sowie eine Amtszeitaltersgrenze von 75 Jahren“ verwiesen. Thyssen-Krupp wollte sich dazu am Montag nicht äußern. Auch von Pellens war keine Aussage zu erhalten. Der Aufsichtsrat hatte den 62-jährigen Professor für Betriebswirtschaft am Sonntag zum neuen Vorsitzenden gewählt.

„Pellens ist als Aufsichtsratschef unter den schwierigen Umständen und nach den Absagen anderer Kandidaten zwar akzeptabel“, sagte Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich der Nachrichtenagentur Reuters. „Er hat aber nie einen Konzern geleitet und kann daher nur ein Übergangskandidat sein.“

Pellens gehöre dem Gremium bereits 13 Jahre an. „Aus Sicht des Kapitalmarktes sollte jedoch die Zugehörigkeit zum Aufsichtsrat 15 Jahre nicht überschreiten.“ Pellens begleite das Unternehmen zwar schon lange und verfüge über eine starke akademische Perspektive, schrieb Jefferies-Analyst Seth Rosenfeld.

Investoren dürften aber wohl etwas enttäuscht sein, dass Thyssenkrupp offenbar nicht in der Lage gewesen sei, einen Kandidaten von außen zu holen, der über eine größere Erfahrung bei Restrukturierungen verfüge. Pellens tritt die Nachfolge des im Juli zurückgetretenen Aufsichtsratschefs Ulrich Lehner an.

Als Vorsitzender des Nominierungssausschusses war er zuvor selbst mit der Suche nach einem Aufsichtsratschef betraut gewesen, aber ohne Erfolg geblieben. Nach Reuters-Informationen sagten sowohl der scheidende Airbus-Chef Tom Enders und der ehemalige Investmentbank-Chef der Deutschen Bank, Marcus Schenck, als auch der frühere Bayer-Boss Marijn Dekkers ab.

„Für den Aufsichtsratschefposten hätten wir uns einen Kandidaten von außen gewünscht“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer. Auf Pellens hätte man sich schon früher einigen können. Nach den Absagen anderer Kandidaten habe sich die Sicht auf ihn aber womöglich geändert.

Er stößt „Für Pellens spricht, dass er das Unternehmen sehr gut kennt.“ Er habe aber keine Erfahrung an der Aufsichtsratsspitze eines Dax-Konzerns. Und die Aufgabe bei Thyssen-Krupp sei derzeit sicherlich die schwerste. „Es stellt sich die Frage, ob er das kann.“

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