Betriebsgewinn stagniert Maues Ergebnis schickt Bayer-Aktie ins Fünfzehn-Monats-Tief

Während es für die Leverkusener im Pharmageschäft weiter rund läuft, schwächelt Bayers Agrargeschäft vor der geplanten Monsanto-Übernahme. Insgesamt ein mauer Ausblick, den die Anleger direkt bestrafen.

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Bayer kommt mitten in der Monsanto-Übernahme in seinem eigenen Agrargeschäft nicht in Tritt. Probleme im wichtigen Markt Brasilien und negative Währungseffekte verhagelten Bayer das Ergebnis in dem Geschäftsbereich, der durch den 63,5 Milliarden Dollar schweren Zukauf des US-Saatgutriesen deutlich ausgebaut werden soll. "Operativ war 2017 ein Jahr mit Licht und Schatten", sagte Vorstandschef Werner Baumann. Während es für die Leverkusener im Pharmageschäft weiter rund läuft und Bayer in dem Bereich soviel umsetzte wie nie zuvor, bereitet auch das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Kopfschmerzen. Im Frankfurter Frühhandel gab die Aktie um rund drei Prozent nach.

Im vergangenen Geschäftsjahr stagnierte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) von Bayer bei knapp 9,3 Milliarden Euro - das gesteckte Ziel eines Ergebnisses leicht über dem Niveau des Vorjahres konnte der Konzern damit nicht erreichen. Die Rheinländer setzten rund 35 Milliarden Euro um und kamen damit im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls kaum vom Fleck. Währungsbereinigt lag der Zuwachs bei 1,5 Prozent. Für 2018 rechnet der Vorstand mit einem Umsatz und einem bereinigten Betriebsgewinn auf Vorjahresniveau. Lieferausfälle durch Korrekturmaßnahmen in der Pharmaproduktion nach eine Rüge der US-Gesundheitsbehörde FDA werden das Ergebnis allein mit etwa 300 Millionen Euro belasten.

Monsanto-Übernahme wohl im zweiten Quartal

Zuwächse im Pharmageschäft sowie in der Tiergesundheit konnten einen stärkeren Ergebnisrückgang bei Bayer im vergangenen Jahr verhindern. Ausgerechnet das Agrarchemiegeschäft geriet zuletzt aber ins Stottern, da der Konzern dort mit unerwartet hohen Lagerbeständen in Brasilien zu kämpfen hat. Auch im Schlussquartal konnte das Ergebnis nach deutlichen Einbußen in den sechs Monaten davor nicht zulegen und gab wegen niedrigeren Preisen in Brasilien und Währungseffekten deutlich nach. Und das, obwohl Vorstandschef Baumann Wachstum und eine gute Ergebnisentwicklung für das zweite Halbjahr in Aussicht gestellt hatte. Im Bereich mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten setzten dem Konzern ein schwächeres Geschäft in den USA und China zu.

Bei der Übernahme von Monsanto muss sich Bayer weiter gedulden. Das Unternehmen will den größten Zukauf in seiner Geschichte nun im zweiten Quartal abschließen. Zuletzt war Bayer von Anfang dieses Jahres ausgegangen, ursprünglich hatten die Leverkusener auf einen Abschluss Ende 2017 gehofft. Die EU-Kommission hatte aber Anfang Februar die Prüffrist für den Mega-Deal erneut verlängert und will zum 5. April eine Entscheidung fällen. Um die kartellrechtliche Freigabe zu erhalten, will Bayer nun auch sein gesamtes Gemüsesaatgutgeschäft verkaufen. Reuters hatte darüber bereits Anfang Februar berichtet.

Anleger haben Bayer-Aktien nach einem mauen Ausblick des Pharma- und Chemiekonzerns am Mittwoch aus den Depots geworfen. Die Papiere fielen um bis zu 3,7 Prozent auf ein Fünfzehn-Monats-Tief von 94,43 Euro. Damit waren sie größter Verlierer im Leitindex Dax.

von Tim Rahmann, Jürgen Salz, Alexander Busch, Silke Wettach

Im vergangenen Jahr stagnierte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) von Bayer bei knapp 9,3 Milliarden Euro - das gesteckte Ziel eines Ergebnisses leicht über dem Niveau des Vorjahres konnte das Unternehmen damit nicht erreichen. "Die Schätzungen für das vierte Quartal waren offensichtlich zu optimistisch", hieß es in einer Analyse des Bankhaus Lampe. Auch im laufenden Jahr rechnet Bayer mit Stagnation. "Der Ausblick für 2018 ist ziemlich uninspirierend", fassen die Lampe-Analysten zusammen. Vor allem das Pharmageschäft werde unter einem schwächeren Umsatzwachstum zu leiden haben. Grund dafür seien Nachschubprobleme in der Produktion am Konzernsitz Leverkusen. Die Lieferverzögerungen werden den Betriebsgewinn mit 300 Millionen Euro belasten.

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte Bayer wegen Produktionsmängeln am Standort Leverkusen gerügt und einen sogenannten "Warning Letter" erteilt. Dieser betrifft die Produktion von schon lange am Markt etablierten Arzneien wie etwa dem Potenzmittel Levitra und dem Blutdrucksenker Adalat Oros. Wegen der laufenden Korrekturmaßnahmen und Modernisierungsarbeiten kann es zu vorübergehenden Versorgungsunterbrechungen kommen.

von Reuters

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