




Vor allem energieintensiven Betrieben kommen die niedrigen Kosten zu Gute. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens NUS Consulting zahlen Großverbraucher in Amerika zwei Drittel weniger für Gas als in Deutschland, beim Strom liegt die Ersparnis bei 40 Prozent. Den US-Unternehmen winken ungeahnte Wettbewerbsvorteile. So schätzen die Berater von Pricewaterhouse-Coopers, dass durch sinkende Energiepreise bis 2025 eine Million neue Fabrikjobs in den USA entstehen könnten.
Da zögern die Unternehmen nicht lange mit Investitionen. Chemiekonzerne etwa, die in den 1990er Jahren ihre Produktion ins Ausland verlagert hatten, kommen dafür sogar zurück: So will etwa Dow Chemical bis 2017 vier Milliarden Dollar in den Bau neuer Produktionsanlagen am Golf von Mexiko stecken. Ähnliches hat Chevron Phillips vor. „Wir haben uns davon überzeugt, dass das keine vorübergehende Sache ist“, sagte kürzlich Unternehmenschef Peter Cella dem „Wall Street Journal“. „Das ist ein echtes, dauerhaftes Phänomen, ein potenzieller Wettbewerbsvorteil für die Vereinigten Staaten“.





Auch die Europäer haben ihre Fühler schon ausgestreckt: Der Energieriese Shell baut eine Produktion in Pennsylvania auf, der deutsche Verbundstoffhersteller SGL Carbon investiert in ein Werk im Bundesstaat Washington. Und der österreichische Stahlkonzern Voesalpine will 500 Millionen Euro in eine Fabrik für Vormaterial für die Stahlproduktion in Nordamerika investieren.
Zu verdanken haben die Unternehmen die niedrigen Energiepreise einem beispiellosen Energieboom in Amerika. Dank neuer Techniken können bislang unerreichbare Vorkommen an Öl und Gas gefördert werden. Mit der Ausbeutung dieser sogenannten unkonventionellen Lagerstätten könnten die USA sogar vom Importeur zum größten Energie-Exporteur aufsteigen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass die Vereinigten Staaten Russland bis 2015 bei der Gas-Förderung überholen. Zwei Jahre darauf dürften die USA Saudi-Arabien bei der Ölproduktion überflügeln und 2035 von Energie-Importen komplett unabhängig sein.