Mission 4: Den Betriebsratschef wieder einbinden
Egal, was in den nächsten Wochen passiert: Der Konzernbetriebsratschef und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Brückner sollte es nicht mehr aus den Medien erfahren. Hinter seinem Rücken ließ Utnegaard in Absprache mit Aufsichtsratschef Eckhard Cordes den Verkauf der Gebäudemanagementsparte verhandeln. Als die heimlichen Verkaufspläne durch WirtschaftsWoche-Recherchen bekannt wurden, stellte sich Brückner prompt dagegen. Heute ist nicht klar, ob die Arbeitnehmerseite den Verkauf des einzig gut laufenden Bilfinger-Standbeins mittragen oder bekämpfen würde.
Mission 5: Das regionale Aktionsfeld bestimmen
Eine strategische Neuausrichtung Utnegaards war: Bilfinger zieht sich aus globalen Geschäften zurück und konzentriert sich auf Europa. Blades muss entscheiden, ob es dabei bleibt. Passt die Festlegung überhaupt zum Geschäft? Immer mehr Auftraggeber erwarten, dass ihre Industrieservice- oder Gebäude-Dienstleister ihnen bei der Expansion ins Ausland folgen, weil sie dort mit bewährten Partnern zusammen arbeiten wollen.
Kann Bilfinger das ablehnen? Kurios: Die Power-Sparte vermeldete kürzlich mal was Positives, nämlich einen neuen Auftrag - aber der kam nicht aus Europa, sondern aus Ägypten.
Mission 6: Rechtstreue herstellen
Bilfinger war – nach Siemens und Daimler - das dritte deutsche Unternehmen, das wegen Bestechung in internationalen Geschäften unter US-Aufsicht stand. Grund war ein zwölf Jahre zurück liegender Korruptionsfall bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria, in den Bilfinger verwickelt war.
Bekannt wurde zudem Bestechungsfälle in Brasilien im Zusammenhang mit einem Millionen-Auftrag für die Fußball-WM 2014. Aufsichtsratschef Cordes sagt: „Wir haben nun ein First-Class-Compliance-System installiert.“ Das sollte sich Blades genau anschauen und notfalls nachbessern. Beteuerungen gab es schon zu viele.
Mission 7: Profil gewinnen, Vertrauen schaffen
Warum eigentlich Blades sich auf das Himmelfahrtskommando in Mannheim einlassen sollte, ist vorerst sein Geheimnis. Klar ist: Bei Bilfinger wurde so viel Vertrauen bei Mitarbeitern und Aktionären zerstört, dass nun nur eine ehrliche Haut für Umkehr und Neuanfang stehen kann. So einer wie John Cryan bei der Deutschen Bank - auch ein Brite, wie Blades.
Wieviel Spielraum zur persönlichen Profilgewinnung Bilfinger-Großaktionär Cevian, bei dem Aufsichtsratschef Cordes Partner ist, Blades lässt, steht auf einem anderen Blatt. Blades kann der Retter des 136 Jahre alten Unternehmens werden - oder sein Ende einläuten.