Biotechunternehmen Corona-Impfstoff bringt Biontech Milliardenumsätze

Im Zusammenhang mit weiteren Verträgen für Lieferungen im Jahr 2021 würden zusätzliche Umsätze erwartet, teilte Biontech mit. Quelle: dpa

Dank seines Covid-19-Impfstoffs erwartet Biontech einen Umsatz von über zwölf Milliarden Euro. Die Umsatzprognose basiere auf den derzeit unterzeichneten Lieferverträgen über rund 1,8 Milliarden Impfdosen für 2021.

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Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech erwartet aktuell einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro mit seinem Covid-19-Impfstoff. Die Umsatzprognose basiere auf den derzeit unterzeichneten Lieferverträgen über rund 1,8 Milliarden Impfdosen für 2021. Im Zusammenhang mit weiteren Verträgen für Lieferungen im Jahr 2021 würden zusätzliche Umsätze erwartet, teilte Biontech am Montag mit. Zudem seien erste Verträge für 2022 und darüber hinaus geschlossen worden. Insgesamt rechnet Biontech nun bis Ende des Jahres mit einer Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen sowie mehr als drei Milliarden Dosen im Jahr 2022.

Im ersten Quartal setzte das Unternehmen dank des Impfstoffs-Geschäfts 2,05 Milliarden Euro um nach 27,7 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn betrug rund 1,13 Milliarden Euro nach einem Verlust von 53,4 Millionen vor Jahresfrist.

Mit Impfstoff zum Durchbruch

Vor der Pandemie war Biontech im Wesentlichen ein Krebsforschungsunternehmen. Denn der Schwerpunkt der Mainzer liegt auf der Herstellung von Medikamenten für individualisierte Krebsimmuntherapien. In der Onkologie-Pipeline sind aktuell 13 Produkte, darunter Impfstoffe, Antikörper-Therapien und Zelltherapien. Darunter ist unter anderem ein Impfstoff gegen Hautkrebs. Es wäre ein wahrer medizinischer Durchbruch, sollte das Vakzin wirksam sein. Doch Studien und Zulassungsverfahren können sich im Biotechsektor jahrelang ziehen. Biontech brachte in 13 Jahren erst ein Produkt auf den Markt – den Corona-Impfstoff.

Das Vakzin ist allerdings völlig neuartig: Teile des Virus-Genmaterials regen dabei körpereigene Zellen dazu an, einen Impfschutz aufzubauen. Ein Medikament auf Basis dieses Verfahrens wurde zuvor noch nie zugelassen. Dennoch war Biontechs Impfstoff der erste, der die Zulassung in Europa bekam. Gemeinsam mit dem Moderna-Vakzin gehört der Impfstoff zu den aktuell wirksamsten, schützt er doch Biontech zufolge etwa auch vor der britischen und der südafrikanischen Variante.

Um die hohe Nachfrage zu bedienen, hat Biontech mit dem US-Konzern Pfizer einen großen Partner an der Seite. Der Pharmariese hilft bei der Produktion – eine offenbar fruchtbare Kooperation. Jüngst hoben die beiden Unternehmen ihr Produktionsziel von 2 auf 2,5 Milliarden Dosen bis Ende des Jahres an. Treiber ist unter anderem die neue Biontech-Niederlassung in Marburg mit 400 Mitarbeitern, zusätzlich laufen Gespräche mit potenziellen weiteren Partnern, um die Kapazitäten weiter zu erhöhen. Die Verträge für 1,4 Milliarden Impfdosen sind bereits unterzeichnet, die restliche Produktion dürfte angesichts der aktuellen Coronalage ebenfalls gefragt sein. Bislang lieferten Biontech und Pfizer ihren Impfstoff in mehr als 65 Länder.

Wie sich die Nachfrage langfristig entwickeln wird, ist allerdings schwer zu sagen – auch in welchen Zeitabständen man eine Erneuerung der Impfung braucht, ist noch unklar. Die aktuelle Infektionslage deutet daraufhin, dass das Virus noch einige Zeit grassieren wird und somit auch die Impfstoffe gefragt sein werden. Biontechs zeitlicher Vorsprung bei der Zulassung könnte zusammen mit dem guten Wirkungsgrad die Basis für einen langfristigen Erfolg des Impfstoffs legen.

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Denn durch die frühe Zulassung verfügt das Unternehmen über mehr Studienergebnisse und Praxisdaten als viele Konkurrenten. Zudem basiert der Impfstoff auf einer Technologie, die vergleichsweise leicht modifizierbar ist, ohne dass dadurch das ganze Herstellungsverfahren geändert werden muss.

Mehr zum Thema: Bei einer Freigabe der Impfstoff-Patente dürfte sich der direkte Schaden für die Pharmaindustrie in Grenzen halten, sagt der Wiener Wirtschaftsprofessor Markus Scholz. Eine Patentlösung ist die Freigabe jedoch nicht.

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