Boni-Streit bei VW Für Volkswagen tickt die Uhr

Die Entscheidung um die Boni für die VW-Vorstände ist verschoben. Viel wichtiger wäre indes eine Einigung mit den US-Behörden. Erst dann kann sich der Konzern richtig an die Aufarbeitung des Dieselskandals machen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Dem Autobauer läuft bei der Aufarbeitung des Dieselskandals die Zeit davon. Quelle: Reuters

Frankfurt Am Ende bemühten sich alle Seiten um den Schein. „Es braucht noch ein bis zwei Sitzungen, um bei diesem komplexen Thema eine Einigung zu erzielen“, sagte eine Person aus dem Umfeld der Beteiligten im Anschluss nach knapp drei Stunden Sitzung.

Wieder einmal hatte das Präsidium, der innere Zirkel des Aufsichtsrates bei Volkswagen, getagt. Wie so oft in den vergangenen Wochen. Doch diesmal ging es nicht nur um die Dieselaffäre, bei deren Aufarbeitung für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre so wenig voran geht. Es ging auch um die angemessene Vergütung für all die, die an der Spitze des Unternehmens stehen.

Mit der vertagten Entscheidung um das Thema Boni steigt nicht nur der Druck der Legitimation solcher Zahlungen in Zeiten der Krise. Es steigt auch der Zeitdruck. Schon am Wochenende war durchgesickert, dass die Sitzung des 20-köpfigen Aufsichtsrates vom 20. April mindestens um zwei Tage verschoben werden muss.

Das liegt an den Verhandlungen mit den mächtigen US-Behörden, die sich weiter in die Länge ziehen. Bis zum 21. April hat Bezirksrichter Charles Breyer dem Wolfsburger Autobauer Zeit gegeben, um endlich eine Lösung zu präsentieren. Ursprünglich war die Frist bereits am Gründonnerstag abgelaufen, ehe er sie noch einmal um knapp einen Monat verlängert hat.

Gerade an der Einigung in den USA hängt indes eine ganze Kette von elementaren Fragen für den Konzern. Erst danach ließe sich abschätzen, wie hoch die Belastungen durch die Dieselaffäre tatsächlich für Volkswagen ausfallen würden und ob sie tatsächlich existenzbedrohend werden. Die realistische Höhe der Rückstellungen, die im Moment lediglich auf 6,7 Milliarden Euro taxiert sind, ließe sich dann ebenso angeben wie mögliche Boni für die Vorstände. Die enthalten eine einjährige, zweijährige und vierjährige Erfolgskomponente und würden auch in den kommenden Jahren tendenziell ebenfalls nicht mehr die fulminante Höhe der Vergangenheit erzielen.

Genauso wichtig wären belastbare Zahlen aber auch für die großen Ratingagenturen. Bei Standard & Poor‘s, Moody‘s und Fitch warten die Kreditanalysten derzeit täglich auf neues belastbares Material. „Solange es das aber nicht gibt, können wir ebenfalls kein Urteil abgeben“, sagt ein Analyst. Und solange es an deren Urteilen fehlt, stockt auch die Refinanzierung bei Volkswagen. Schließlich wissen Investoren überhaupt nicht, auf was sie sich derzeit bei Volkswagen einlassen.

Über all dem tickt die Uhr, dass am 28. des Monats die Bilanz präsentiert werden soll. Einen Tag später wäre dann der Großaktionär Porsche SE dran. Nur dann würde man die gesetzlichen Vorgaben einhalten, die eine Präsentation bis Ende April vorsehen. Auch hier haben sich die Verantwortlichen schon sehr viel mehr Zeit gegönnt als ursprünglich geplant: Eigentlich wollten sie die Zahlen schon am 10. März präsentieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%