Boomtowns Yihaa! Auf in Chinas Wilden Westen

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Knietief durch den Matsch

Deutsche Marken sind in China beliebt
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"deutsch" Quelle: dpa

Zulieferer Brose hat volle Auftragsbücher. 60 Kilometer nördlich des Werks baut US-Autohersteller Ford sein drittes Werk in China. Es wird für Ford der größte Standort außerhalb Nordamerikas. "Der Kunde verlangt, dass die Produkte zeitnah geliefert werden", sagt Fabrikchef Beuck. Das könne wegen der chronisch verstopften Straßen manchmal ein Problem werden. Bald aber soll eine neue Brücke über den Jangtsekiang den Verkehr entspannen.

Beuck kennt die bisherigen Boomregionen Chinas. Der Ingenieur hat in Nanjing und Wuxi an der Küste gearbeitet. "Chongqing steht der Küstenregion in nichts nach", sagt er. Die Infrastruktur sei mittlerweile so gut wie an der Ostküste, viele Arbeiter nicht minder gut ausgebildet. "Nur in Deutschland hat kaum einer den Namen je gehört."

Beuck ist freiwillig in die Provinz gezogen - was für die großen Autobauer nicht unbedingt gilt. Auf sie übt die Pekinger Regierung Druck aus, damit sie in der Provinz investieren. So baut Volkswagen sogar im weit abgelegenen und tatsächlich gering entwickelten Urumqui eine Fabrik. Eine Nachfrage für VW-Autos gibt es im landwirtschaftlich geprägten Nordwesten Chinas kaum. Aber China ist für die Wolfsburger ein zu wichtiger Markt, als dass man Pekings Wünsche ablehnen könnte.

Das Kalkül der Regierung: Fertigt ein Konzern in der Region, ziehen dessen Zulieferer nach. Peking hofft, dass so neue Jobs entstehen, die Kaufkraft steigt und damit der Wohlstand. Über die Entwicklung der Provinz will die Politik die gesellschaftliche Spannung entladen, denn noch immer sind die Unterschiede zwischen der reichen Küste und der armen Provinz sowie zwischen Stadt und Land gewaltig.

Die Strategie kann funktionieren. Großprojekte wie die Fabriken von Ford oder BASF sind keine Seltenheit mehr in Chinas Landesinneren. Zumal sich etwa die Ludwigshafener ihrer Abnehmer sicher sein können: Mit Hewlett-Packard und Foxconn sitzen zwei Elektronikriesen im Umkreis, die Unmengen an Klebstoff brauchen. Aber erst muss die Fabrik endlich produzieren.

Bis dahin ist der Weg noch weit. Seit gut einem Jahr dirigiert Bauleiter Misenta die größte Baustelle der "Nebelstadt", bis Ende 2014 wird er noch zu tun haben. Immerhin hat er bei den meisten Gebäuden Richtfest gefeiert - wenn wenigstens das Dach drauf ist, muss er nicht mehr jeden Tag knietief durch den Matsch waten.

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