Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Bosch Eine graue Eminenz nimmt ihren Hut

Mit Hermann Scholl geht Ende des Jahres ein ganz Großer in Pension. Ein halbes Jahrhundert diente er dem Automobilzulieferer.

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Hermann Scholl Quelle: dpa

Wenn Hermann Scholl, 76, Ende des Jahres in Berlin den Werner-von-Siemens-Ring verliehen bekommt, dann ist das gleichzeitig das Datum seines Ausscheidens „beim Bosch“. Scholl hat ein halbes Jahrhundert lang dem Automobilzulieferer aus Stuttgart gedient. Er war nicht nur Bosch-Vorstandschef von 1993 bis 2003, sondern zuletzt auch in der mächtigen Rolle des Aufsichtsratschefs und des Chefs der Bosch-Industrietreuhand.

In dieser Doppelrolle war er praktisch zusammen mit Franz Fehrenbach, der ihm nun nachfolgt, der unumschränkte Herrscher von Bosch. Scholl hatte aber auch noch in einer dritten Schlüsselrolle eine Machtposition im Unternehmen, als Vorsitzender des Robert Bosch International Advisory Committee nahm er Einfluss auf die operative Ausrichtung von Bosch. In diesem Dreigestirn war Scholl bisher der mächtigste Boss.

Die Bosch-Pressestelle will nichts zu den Nachrichten sagen, die über Scholls Ausscheiden zur Zeit durchsickern. Aber dementieren will auch niemand. Scholl wird so geräuschlos seinem Nachfolger Platz machen, wie er sein ganzes Leben im Unternehmen sanft und mit leichter bürokratischer Manier geherrscht hatte. Sein „Vorgangsverfolgungssystem“, von ihm eigens erdacht, war gefürchtet.

Über jedes Gespräch, das er im Unternehmen führte, erstellte er danach ein Protokoll und listete später einen Schlagwortkatalog auf. Mit Hilfe dieses Systems verfolgte er technische Themen über verschiedene Hierarchien und viele Jahrzehnte hinweg, Erfolgskontrolle inbegriffen. Auch Schwachstellen konnte er so auch in verborgenen Konzernteilen aufspüren.

Scholl regierte bei Bosch zudem auch in informellen Runden. Er ist Gastgeber der zweimal im Monat stattfindenden Chefbesprechungen, wo wichtige Entscheidungen im Konzern fallen. Als großer Einflussfaktor ist Scholl weniger aufgefallen als beispielsweise ein Berthold Beitz, Chef der Krupp-Stiftung, der vom Essener Hügel aus über ThyssenKrupp herrscht.

Mit der Nachfolge von Franz Fehrenbach auf den Scholl-Stuhl rückt nach Meinung von Insidern nun Bernd Bohr, 55, an die Spitze von Bosch. Nun steht BBB bald für die Zukunft des sich wandelnden Konzerns: Bernd Bohr, Bosch. Das dreifache B wird für etwas stehen, was auf der Gerlinger Schillerhöhe fast schon heilig ist: Beständigkeit, aber auch Besessenheit, unter allen Umständen unabhängig zu bleiben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%