Bosch-Manager Rolf Bulander Vorreiter der E-Mobilität

Rolf Bulander glaubt nicht an ein schnelles Ende des Diesel. Trotzdem treibt der Manager beim Automobil-Zulieferer Bosch die E-Mobilität im Konzern voran. Mit dieser Strategie wächst seine Sparte – gegen den Trend.

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Der Bosch-Manager hat Grund zur Freude: Die von ihm verantwortete Kfz-Spartenchef wächst – entgegen den Branchentrend. Quelle: dpa

Boxberg Rolf Bulanders größter Auftritt findet alle zwei Jahre in der Provinz statt, genauer in Boxberg zwischen Stuttgart und Würzburg. Der promovierte Maschinenbauingenieur ist Chef von Boschs Mobility-Solutions-Sparte und damit des weltgrößten Automobilzulieferer mit knapp 44 Milliarden Euro Umsatz. Der 58-jährige Manager, gibt am Rande der firmeneigenen Teststrecke nicht nur erste Einblicke in die neuesten Technologien, sondern auch in die strategischen Ziele.

Bulander argumentiert bei den heiß diskutierten Themen so pragmatisch und sicher, als gebe es links und rechts Leitplanken. Kleine Kostprobe: „Fahrverbote für Diesel sind ein Kurzschluss. Es wird noch lange eine Koexistenz von Verbrenner und Elektroautos geben. Das Auto wird durch Vernetzung neben Wohnung und Büro zum dritten Lebensraum.“

Aber vor allem gibt der gebürtige Stuttgarter eine strategischen Antwort darauf, wie sich die Elektromobilität schneller und pragmatischer durchsetzen lässt: mit kleinen, kostengünstigen Fahrzeugen für den Stadtverkehr. Bulander erwartet eine Produktion von 100 Millionen zwei-, drei und vierrädriger elektrische Kleinstfahrzeuge im Jahr 2020. Einen riesigen Markt, vor allem in Asien, den die großen Autohersteller nicht bedienen. „Mit maximal 100 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, 40 Kilometer Reichweite lässt sich schlecht ein dynamischen Markenimage transportieren“, erklärt Bulander. Bosch stößt jetzt massiv in die Lücke und bietet alle wesentlichen Systeme und Komponenten für die Kleinfahrzeuge.

Der Trick: Damit öffnen die Schwaben auch Newcomern den Markt, von denen viele bei Bosch nicht nur anklopfen, sondern bereits ordern. Und es öffnen sich neue Geschäftsmodelle für den Konzern, wie das E-Scooter-Sharing in Berlin, das jetzt demnächst auch in Paris an den Start geht. Bulander kann sich bei den Expeditionen in die Zukunft auf das Geld aus dem laufenden Geschäft stützen. Trotz Dieselskandal wächst seine Sparte in diesem Jahr mit sieben Prozent dreimal so stark wie der Markt. Vor allem das Geschäft mit Fahrerassistenzsystemen entwickele sich extrem gut und selbst das Dieselgeschäft lege weltweit leicht zu.

Bosch will in Zukunft nicht nur Systemzulieferer der Industrie sein, sondern „Serviceprovider für allem Menschen die unterwegs sind.“ Bulander will dabei vom Trend der Smart Cities profitieren – den vernetzten Städte der Zukunft. Den Markt schätzt der Bosch-Mann auf 700 Milliarden Euro im Jahr 2020.

Auch setzt Bulander auf die Vorzüge der E-Mobilität: Entschleunigung in der hügeligen Stuttgarter Umgebung findet der Top-Manager, wenn er mit seinem E-Bike durch die Wälder durchquert – dem nächst nicht nur mit dem hauseigenen Elektromotor, sondern ausgestattet mit einem vom Motorrad abgeleiteten Antiblockiersystem.

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