Bosch Scheidung beim Samsung-Joint-Venture

Das Joint Venture zur Batteriefertigung ist gescheitert. Der größte Autozulieferer der Welt muss jetzt die Stromspeicher für Elektroautos komplett in Eigenregie entwickeln und fertigen. Es dürfte ein teurer Kraftakt werden.

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Bild Franz Fehrenbach, damaliger Sprecher der Geschäftsführung des Autozulieferers Bosch Quelle: dpa

Richtig überrascht hat die Nachricht niemanden mehr – im Gegenteil: Die meisten hatten damit gerechnet, dass das Bosch-Joint Venture mit dem koreanischen Elektronikkonzern Samsung zur Batteriefertigung für Elektroautos schon früher gegen die Wand fahren würde. Schon im Herbst vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass es in der Partnerschaft schwer kriselt. Nun ist es amtlich: Das Gemeinschaftsunternehmen SB LiMotive wird aufgelöst – die Koreaner übernehmen die Unternehmensteile in ihrer Heimat, Bosch die in Deutschland und den USA.

Was ist schief gelaufen bei der mit so vielen Vorschusslorbeeren und so großen Hoffnungen versehenen deutsch-koreanischen Firmen-Ehe? Der Hauptgrund ist offenbar der gleiche wie bei den meisten gescheiterten Beziehungen und genauso profan: Die Partner hatten unterschiedliche Erwartungen, und sie haben vor der Eheschließung offenbar nicht ausführlich genug über diese Erwartungen gesprochen.

Während Bosch als Autozulieferer ganze Batteriesysteme – also zu Batteriepacks kombinierte Zellen, den dafür notwendigen Rahmen mit der Kühlung und die dazugehörige Steuerelektronik – entwickeln und produzieren will, wollte Samsung sich auf seine Kernkompetenz beschränken und nur Zellen liefern. Batteriezellen, die im Prinzip so auch in Kameras oder Laptops eingebaut werden könnten. Mit der Bosch-Idee, die gemeinsame Batteriefertigung auch auf den Nutzfahrzeugsektor und auf stationäre Anwendungen – etwa als Stromspeicher für alternative Energieerzeugung – auszubauen, konnte sich Samsung darum nicht anfreunden.

Verstärkt wurden die Missverständnisse über die unterschiedlichen Ziele durch kulturelle Unterschiede: auf der einen Seite der 125 Jahre alte, urdeutsche Traditionskonzern Bosch mit seinem Schwerpunkt im Business-to-Business-Geschäft, auf der anderen Seite der erst gut 40 Jahre alte Elektronikgigant mit seiner Konzentration auf die internationalen  Konsumgütermärkte. Bei Bosch wird langfristig geplant und entwickelt –  und manchmal wohl auch gedacht.

Im Autozuliefer- und im Industriegeschäft mit seinen mehrjährigen Planungs- und Produktionszyklen mag das in Ordnung gehen, doch sogar der neue Konzern-Chef  Volkmar Denner hat in seiner Antrittsmail die Mitarbeiter ermahnt, dass mehr Tempo und eine neue Grundeinstellung notwendig sind, wenn der Riese nicht irgendwann ins Hintertreffen geraten soll.

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