Bosch und VW-Skandal Autozulieferer stellt 650 Millionen Euro zurück

Bosch lieferte VW die Software, mit deren Hilfe der Autobauer Abgaswerte manipuliert hat. Das hat nun auch finanzielle Auswirkungen auf den Zulieferer. Das Unternehmen rechnet 2016 mit einem verhaltenen Umsatzwachstum.

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Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt seit Ende 2015 gegen Bosch wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Betrug. Quelle: dpa

Renningen Der Dieselskandal bei Volkswagen hat finanzielle Auswirkungen auf den Autozulieferer Bosch. Wegen der Untersuchungen zur Software-Manipulation in Dieselmotoren seien Rückstellungen für rechtliche Risiken gebildet worden, sagte Bosch-Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer am Mittwoch in Renningen. Insgesamt wurden den Angaben zufolge 650 Millionen Euro zurückgestellt, davon aber auch ein Teil wegen separater Kartellrechtsverfahren. Da es sich um rechtlich sensible Daten handele, werde die genaue Höhe für die Diesel-Rückstellungen nicht bekanntgegeben, so Asenkerschbaumer.

Bosch hatte Software an Volkswagen geliefert, mit deren Hilfe der Autobauer Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen manipuliert hatte. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt seit Ende 2015 wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Betrug. Bosch-Konzernchef Volkmar Denner verwies auf interne Überprüfungen, die seit längerem laufen. „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um die Vorgänge vollständig aufzuklären“, so Denner.

Bosch rechnet in diesem Jahr mit einem verhaltenen Umsatzwachstum. Die Erlöse sollen um drei bis fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen, wie Bosch-Chef Volkmar Denner am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Renningen erklärte. Von Januar bis März erzielte der Autozulieferer, Maschinenbauer und Hersteller von Haushaltsgeräten einen Erlöszuwachs von drei Prozent. Sollte die Dynamik so schwach bleiben wie zum Jahresauftakt sei mit dieser Größenordnung auch im Gesamtjahr zu rechnen.

Bosch treibt in allen Sparten das Geschäft mit vernetzten Produkten und Dienstleistungen voran. „Aus jedem Umsatz mit Hardware soll auch Umsatz mit ergänzenden Services folgen“, sagte Denner. Mit Lösungen für eine vernetzte Industrieproduktion erwartet der Stiftungskonzern bis 2020 eine Milliarde Euro zusätzlichen Umsatz. Zugleich werde die eigene Produktion in den rund 250 Werken durch Software und Sensoren effizienter, so dass eine Milliarde Euro Kosten eingespart werden könnten. Ein Milliardengeschäft soll auch die Vernetzung von Haushaltsgeräten, Sicherheitstechnik, Heizung und Klimaanlagen in Häusern werden. Für „Smart Home“-Lösungen, mit deren Hilfe die Haustechnik per Smartphone gesteuert werden kann, erwartet Bosch ein weltweites Marktpotenzial im kommenden Jahr von zehn Milliarden Euro.

2015 verdiente der Konzern, der nach der vollständigen Übernahme von zwei bisherigen Gemeinschaftsunternehmen rund 375.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, vor Zinsen und Steuern 4,6 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis war das ein Plus von 24 Prozent. Der Umsatz nahm währungsbereinigt um knapp vier Prozent zu auf 70,6 Milliarden Euro, wobei vier Fünftel im Ausland erwirtschaftet werden. Die Umsatzrendite stieg um gut einen halben Prozentpunkt auf 6,5 Prozent. Im Kfz-Geschäft legte die operative Rendite des weltweit größten Autozulieferers auf 8,4 Prozent zu bei einem Umsatzplus von zwölf Prozent auf knapp 42 Milliarden Euro.

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