Brandbrief aus der Zentrale Fresenius greift bei Konzerntochter Vamed durch

Fresenius-Chef Sen ist nicht zufrieden damit, wie es bei Tochter Vamed läuft Quelle: imago images

Beim Klinikdienstleister Vamed scheint einiges aus dem Ruder zu laufen. Das Management in Wien hat deswegen ein unschönes Schreiben aus der Konzernzentrale in Bad Homburg erhalten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Alarm beim Dax-Medizinkonzern Fresenius: Sein Klinikdienstleister Vamed, der weltweit Kliniken plant, errichtet und betreibt, weist laut einem vertraulichen Konzernschreiben „Performance-, Liquiditäts- und Compliance-Risiken“ auf. „Die aktuellen Problemfelder“ der Vamed-Gruppe hätten beim Fresenius-Vorstand „große Besorgnis“ ausgelöst, heißt es in einem Brandbrief aus der Rechtsabteilung des Konzerns an Vamed-Vorstandschef Ernst Wastler, seine Kollegen, Aufsichtsräte und Anteilseigner.

Das Vamed-Management solle „Finanz- und Budgetinformationen“ rasch liefern und einen „Turnaround-Plan“ ausarbeiten. Zwischen Fresenius-CEO Michael Sen und Vamed-Chef Ernst Wastler hat es bezüglich der Probleme bei Vamed  bereits ein Gespräch gegeben, wie aus dem Schreiben hervorgeht.

Schon bei der Bilanzvorlage im Februar hatte Fresenius-CEO Michael Sen durchblicken lassen, dass er mit der Entwicklung bei Vamed unzufrieden ist. Im Geschäftsjahr 2022 brach der operative Vamed-Gewinn von 101 Millionen auf 20 Millionen Euro ein, während der Umsatz mit rund 2,3 Milliarden Euro nur mäßig zulegte. Zudem drücken hohe Schulden: Die Finanzverbindlichkeiten erreichen den 7,5-fachen Wert des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Die Intervention der Zentrale in Bad Homburg zeigt offenbar Wirkung: Seit Sen eine Überprüfung der Vamed-Strukturen anmeldete, sei das Vamed-Management „in heller Aufruhr“, berichtet ein Insider.

Fresenius-CEO Sen, seit Oktober im Amt, baut den schwächelnden Medizinkonzern derzeit radikal um – etwa durch weitgehende Loslösung der Dialysesparte Fresenius Medical Care. Im Zentrum stehen künftig die Medikamentensparte Kabi und die Klinikkette Helios. Vamed sollte ursprünglich verkauft werden. Nun will Sen wohl erst einmal das Geschäft in Ordnung bringen. Fresenius ist mit 77 Prozent an Vamed beteiligt, den Rest halten österreichische Eigentümer. Fresenius lehnte einen Kommentar ab. Das Unternehmen veröffentlicht am kommenden Dienstag seine Quartalszahlen.  


© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%