Braunkohle-Käufer EPH Der stille Riese aus Tschechien

Die Braunkohle-Sparte von RWE wird tschechisch. Die Energieholding EPH wird damit zu einer neuen Größe in der deutschen Energiebranche. Kritiker fürchten chinesischen Einfluss auf das Prager Unternehmen.

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Die tschechische Energieholding EPH übernimmt das Braunkohle-Geschäft von Vattenfall. Quelle: dpa

Düsseldorf Mit der Übernahme der Kohlekraftwerke wird der tschechische Energiekonzern Energeticky a prumyslovy Holding (EPH) mit einem Schlag zum einem wichtigen Spieler auf dem deutschen Strommarkt. Das vom CEO Daniel Kretinsky geführte Unternehmen zog es bislang vor, die Rolle des stillen Riesen zu spielen. Der in Tschechien berühmte Unternehmer scheute bislang den großen Auftritt in Deutschland.

Dabei ist EPH bereits seit 2009 in Sachsen und Sachsen-Anhalt aktiv. Die Holding hat nach eigener Aussage rund eine halbe Milliarde Euro in die Region investiert. EPH stieg durch Übernahme der ostdeutschen Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) schon 2009 zum  drittgrößten Unternehmen in Sachen Braunkohle in Deutschland auf.

Mit der Übernahme der Braunkohleförderung von Vattenfall wird das tschechische Unternehmen nun zur Nummer zwei. Die Assets von Vattenfall in der Lausitz passen schon rein geographisch optimal zu den bisherigen EPH-Beteiligungen in Ostdeutschland. Damit teilen sich nun RWE und EPH die Förderung des energiepolitischen umstrittenen Rohstoffs. Der Essener Konzern fördert in Westdeutschland, EPH im Osten der Bundesrepublik. 

Die Holding EPH wurde 2010 gegründet. EPH hält seit 2013 die Mibrag komplett - und operiert auch in Tschechien, der Slowakei, Italien, Großbritannien, Ungarn und Polen. An der Holding sind der erst 40jährige Daniel Kretinsky und Patrik Tkac zu jeweils 37 Prozent. Der Rest wird vom Finanzinvestor J&T Finance Group SE kontrolliert. Nach Meinung von Wettbewerbern ist Struktur der Gesellschafter dennoch unklar.

Kritiker in Prag fürchten den Einfluss von chinesischen Kapitalgebern. Anfang April hatte J&T eine strategische Partnerschaft mit der chinesischen Bank Ping An Bank Company Ltd. unterzeichnet. Kretinsky hatte einst nach seinem Jura-Studium in Brünn bei dem Finanzinvestor J&T seine Karriere begonnen.


Verbindungen nach Panama

Kretinskys Name ist zuletzt in den „Panama Papers“ aufgetaucht. Ihm gehört nämlich ein Unternehmen namens „Wonderful Yacht Holdings“ auf den Britischen Jungferninseln. Zweck der Briefkastenfirma ist der Besitz eines Katamarans.

In der deutsch-tschechischen Wirtschaft kam der Zukauf von EPH in Deutschland unterdessen positiv an. „Es ist gut, wenn Investitionen in den deutsch-tschechischen Wirtschaftsbeziehungen nicht nur eine Einbahnstraße sind, sondern in beiden Richtungen fließen“, sagte Bernard Bauer, Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer dem Handelsblatt in Prag. „Tschechische Unternehmen gelten in Ostdeutschland als zuverlässige Partner.“

EPH, das von einer kleinen Holding in der noblen Prager Einkaufsstraße Pariska gesteuerte Unternehmen, hat seine Expansion neben Deutschland und dem Nachbarland Slowakei zum Beispiel auch nach Italien und Großbritannien vorangetrieben. 2015 wurde in Großbritannien das Steinkohlekraftwerk Eggborough erworben und in Italien Kraftwerke von Eon mit einer Kapazität von 4500 MW gekauft.

Heute zählt EPH insgesamt über 12.000 Beschäftigte. Die Gesamtkapazität aller Kraftwerke beträgt nach Unternehmensangaben 1,35 GWe. Ein wichtiges Standbein ist die Gassparte. In der Slowakei ist EPH der Marktführer, in Tschechien spielt das Prager Unternehmer eine führende Rolle.


Die mediale Macht des Konzerns

In Tschechien ist der Vorstandschef und EPH-Mitgesellschafter Kretinsky vor allem durch sein Engagement als Präsident von AC Sparta Praha bekannt. Der Manager, der fließend Englisch spricht, ist ein ausgesprochener Fußballfan. Darüber hinaus ist der umtriebige Sohn eines Informatik-Professors in der Medienbranche investiert. Er ist einer der Eigentümer der meist gelesenen Boulevardzeitung „Blesk“. Ende 2013 hatte der Jurist das Zeitungs-Joint Venture von Axel Springer und Ringier in Tschechien übernommen. Auch wenn Kretinsky betont, dass er sich nicht in das redaktionelle Geschäft einmischt, glauben Insider in Prag, dass es ihm mediale Macht sichert.

Ein Problem für EPH ist nach Meinung eines Mitbewerbers die hohe Verschuldung des Konzerns. Die sich je nach Sparte zwischen 4,2-fachen und 5,8-facher des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belaufen soll. Der Umsatz der EPH belief sich 2014 auf 3,7 Milliarden Euro (Vorjahr 3,2 Mrd.). Das Ebitda lag bei 1,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,2 Milliarden). Die Assets des tschechischen Konzerns wurden mit 10,3 Milliarden Euro bewertet. Das waren rund 2,8 Milliarden Euro weniger als im Jahr zuvor.

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