Bremsspezialist Vorstandschef von Knorr-Bremse tritt zurück

Als Grund für das Ausscheiden von Klaus Deller nennt der Bremsspezialist Knorr-Bremse unterschiedliche Auffassungen von Führung und Zusammenarbeit. Quelle: dpa

Überraschend verlässt Klaus Dellers, Vorstandschef des Autozulieferers Knorr-Bremse das Unternehmen. Die Aktien von Knorr-Bremse verloren dabei deutlich.

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Wenige Monate nach dem erfolgreichen Börsengang von Knorr-Bremse verlässt Vorstandschef Klaus Dellers Knall auf Fall den Autozulieferer. Grund für die überraschende Demission des 57-Jährigen seien „unterschiedliche Auffassungen von Führung und Zusammenarbeit“, teilten die Münchner am Dienstag mit. Deller hatte das Familienunternehmen, das mehrheitlich dem Milliardär Heinz Hermann Thiele gehört, im Herbst an die Börse gebracht. Anleger verloren das Vertrauen in die Aktie, die am Montag erst ein Rekordhoch von 103,10 Euro erreicht hatte. Das Papier des Spezialisten für Lkw- und Zug-Bremsen brach um 6,5 Prozent ein, liegt aber noch 20 Prozent über dem Ausgabepreis.

Knorr-Bremse versuchte den Kapitalmarkt zu beschwichtigen: An der erfolgreichen Strategie werde sich nichts ändern. Auch das laufende Geschäft liege in diesem Jahr „voll im Plan“. Für das erste Jahr an der Börse zahlt Knorr-Bremse eine Dividende von 1,75 Euro je Aktie. Der Nettogewinn, den das Unternehmen bei der Bilanzpressekonferenz Anfang März noch nicht genannt hatte, stieg 2018 um sieben Prozent auf 629,4 Millionen Euro. Allein die Familie Thiele bekommt damit knapp 200 Millionen Euro an Dividenden überwiesen.

Bis ein Nachfolger für Deller gefunden ist, sollen die drei verbleibenden Vorstände seine Aufgaben mit übernehmen. Am Dienstag hatte sich der Aufsichtsrat getroffen, um die Bilanz für 2018 abzunicken. Der ehemalige Daimler-Manager Klaus Mangold, der den Aufsichtsrat seit Oktober führt, lobte Deller für seine „außerordentlich erfolgreiche Arbeit“.

Thiele ist seit drei Jahren Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats, laut Brancheninsidern aber im Unternehmen immer noch sehr präsent, auch im operativen Geschäft. Der 78-Jährige habe sein Büro direkt neben dem von Deller. Ein Branchenkenner berichtete von Spannungen zwischen Thiele und dem bisherigen Vorstandschef. „Das war nur eine Zweckehe.“ Eine Knorr-Bremse-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern.

Thiele hatte Deller 2015 zurückgeholt und als Vorstandschef installiert. Er sollte damals eigentlich Chef des fränkischen Autozulieferers Schaeffler werden. Dann entschieden sich die Familieneigentümer aber doch für Finanzvorstand Klaus Rosenfeld und fanden Deller mit einer Millionensumme ab. Vorher war der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau bereits fünf Jahre im Knorr-Bremse-Vorstand für das Nutzfahrzeug-Geschäft verantwortlich.

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