Brenntag Chemiehändler hofft auf Boom der US-Industrie

Bringt Donald Trump die US-Industrie in Schwung? Darauf hofft der deutsche Chemikalienhändler Brenntag. Bei dessen Rivalen Nexeo bringt die neue US-Regierung Veränderungen im Eigentümerkreis.

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Unter dem Strich verdiente das Unternehmen aus Mülheim an der Ruhr im abgelaufenen Jahr weniger als 2015. Quelle: dpa

Frankfurt Der weltgrößte Chemikalienhändler Brenntag setzt unter der neuen Washingtoner Regierung auf einen Aufschwung der US-Industrie. Wann und in welchem Umfang es dort aufwärtsgehe, sei derzeit aber noch unklar, sagte Konzernchef Steven Holland am Dienstag. „Rhetorik ist eine Sache, Ergebnisse zu liefern aber eine andere.“ US-Präsident Donald Trump hat sich eine Stärkung der heimischen Industrie auf die Fahnen geschrieben, Details seiner Wirtschaftspolitik aber noch offengelassen. Beim Brenntag-Rivalen Nexeo Solutions stehen nach der Berufung von Großaktionär Wilbur Ross zum US-Handelsminister unterdessen Veränderungen in Management und im Eigentümerkreis an.

Bisher gebe es in der US-Industrie noch nicht so viel Schwung, wie er sich wünschen würde, sagte der Brenntag-Chef in einer Telefonkonferenz. Feststehe aber, dass es dieses Jahr in dem ebenfalls für seinen Konzern wichtigen Öl- und Gasgeschäft in Nordamerika keinen Gegenwind mehr geben werde wie noch 2016. Der niedrige Ölpreis hatte die Nachfrage in der Branche gedämpft, was auch die besser laufenden Brenntag-Geschäfte in Europa und Asien nicht ganz ausgleichen konnten.

So wuchs der Umsatz zwar insgesamt um 1,5 Prozent auf knapp 10,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen aus Mülheim an der Ruhr mit 361 Millionen Euro aber 1,9 Prozent weniger als 2015. Der operative Gewinn (Ebitda) kam mit 810 Millionen Euro kaum vom Fleck und blieb unter den Markterwartungen von 814 Millionen Euro. Für 2017 stellt Konzernchef Holland ein Wachstum des Ebitda in Aussicht, wagt eine genaue Prognose aber erst nach dem zweiten Quartal.

Als Bindeglied zwischen Chemie-Industrie und weiterverarbeitenden Branchen handelt Brenntag in über 70 Ländern mit mehr als 10.000 Stoffen und bietet Dienstleistungen rund um den Chemievertrieb an. Der Konzern ist in den vergangenen Jahren durch Akquisitionen stark gewachsen und verfügt inzwischen global über mehr als 200 Tochterfirmen. Im vergangenen Jahr kaufte Brenntag neun Unternehmen im Wert von insgesamt rund 200 Millionen Euro zu. 2017 will der Konzern 200 bis zu 250 Millionen Euro in Zukäufe investieren. Auf dem von vielen kleinen Firmen geprägten Weltmarkt ist Brenntag mit einem Anteil von rund sechs Prozent Branchenführer.

Der US-Konkurrent Nexeo kündigte an der Nacht zum Dienstag an, dass der bisherige Direktoriumsvorsitzende Ross den Posten im Zuge seines Amtsantritts als US-Handelsministers aufgebe. Bereits nach seiner Nominierung durch Trump hatte der 79-jährige Milliardär Ross erklärt, sich von verschiedenen Beteiligungen trennen zu wollen. Der größte Einzelposten dabei ist demnach sein Anteil an Nexeo in Höhe von 25 bis 50 Millionen Dollar.

Nexeo ging im Juni 2016 an die Börse, als Ross' bereits an der Nasdaq gelistetes WL Ross Holding die Firma übernahm. Mit Blick auf die guten Beziehungen des Konkurrenten nach Washington sagte Brenntag-Chef Holland, er gehe von einer Gleichbehandlung aller Unternehmen durch die US-Regierung aus.

Die Brenntag-Aktionäre will der Brite mit einer Erhöhung der Dividende um fünf Prozent auf 1,05 je Anteilsschein bei Laune halten. Dennoch fielen Brenntag-Aktien am Dienstag um gut drei Prozent auf 52,74 Euro und waren Schlusslicht im Nebenwerteindex MDax. Experten begründeten das Minus mit Gewinnmitnahmen.

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