Brexit-Folgen Düstere Prognosen für deutsche Autozulieferer

Der Brexit bringt deutsche Zulieferer in die Bredoullie. Quelle: dpa

Der Brexit bringt deutsche Zulieferer in die Bredoullie. Viele Arbeitsplätze und Umsätze in Milliardenhöhe sind in Gefahr, warnt eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Doch viel schlimmer trifft es die Briten.

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Der Autozulieferer Continental denkt über seine Aufspaltung nach. Damit liegt Conti voll im Branchentrend. Doch wo liegen die Vor- und Nachteile? Und warum will Continental überhaupt an der Konzernstruktur rütteln?

Der Brexit wird viele Unternehmen vor Schwierigkeiten stellen, auf beiden Seiten des Kontinents. Zu den größten Verlierern dürften aber die deutschen Automobilzulieferer gehören. Die Branche, zu denen Konzerne wie Bosch oder Continental zählen, müsste im Vergleich zu einem No-Brexit-Szenario mit Umsatzeinbußen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro rechnen. Zu diesem Schluss kommen die Experten der Unternehmensberatung Deloitte in einer aktuellen Studie.

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Ihre Hochrechnungen sind erschreckend. Das Szenario: Wenn sich Großbritannien ohne ein Freihandelsabkommen aus der EU verabschiedet und die geltenden Zölle die für Länder der Welthandelsorganisation WTO in Kraft treten, sind etwa 14.000 Arbeitsplätze der deutschen Automobilzulieferer in Gefahr. „Man kann ein solches Schreckensszenario nicht ausschließen, das ist eine durchaus realistische Option“, warnt Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Unmittelbar nach dem Referendum hatten viele Unternehmer noch gehofft, dass die Folgen des Brexit nicht so schlimm werden würden, schließlich liegt es im Interesse beider Seiten, dass der Handel zwischen der EU und Großbritannien möglichst reibungslos verläuft“. Doch nachdem in den Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien im vergangenen Jahr keine greifbaren Erfolge erzielt wurden, ist diese Hoffnung vielerorts verschwunden.

Darüber hinaus macht nicht nur der Brexit der Autobranche Sorgen. Auch die strengeren Vorschriften für Diesel-Fahrzeuge, die in vielen Ländern eingeführt wurden, hinterlassen ihre Spuren in den Verkaufszahlen. So sank der Autoabsatz in Großbritannien im vergangenen Jahr erstmals seit sechs Jahren. Auch für 2018 wird in den Reihen des britischen Automobilherstellerverbands SMMT ein Minus von fünf bis sieben Prozent erwartet. Keine guten Aussichten – weder für deutsche noch britische Unternehmen der Branche. Denn wenn der Absatz von Automobilen sinkt, sinkt zwangsläufig auch der Absatz der Zulieferer.

Die Verflechtungen zwischen deutschen Automobilzulieferern und in Großbritannien ansässigen Automobilherstellern sind eng. Nicht nur, dass die deutschen Unternehmen ihre Produkte an britische Automobilhersteller in Großbritannien liefern, rund 30 der größten deutschen Automobilzulieferer haben auf der Insel auch eigene Produktionsstätten. Jedes fünfte Bauteil, das in Großbritannien unter der Motorhaube verschwindet, stammt aus deutscher Produktion. Mit 7,3 Milliarden Euro Umsatz ist das Vereinigte Königreich der größte Absatzmarkt deutscher Automobilzulieferer innerhalb Europas. Dazu kommen aber noch indirekte Umsätze, weil die Briten schließlich auch Autos kaufen, die in Europa produziert wurden und in denen ebenfalls Bauteile „Made in Germany“ stecken.

Der Umsatz, den deutsche Zulieferer aufgrund der britischen Automobilproduktion und des Marktes erzielten, belief sich 2016 auf 16,9 Milliarden Euro, wie Deloitte kalkuliert. Insgesamt 42.500 Arbeitnehmer seien mittelbar oder unmittelbar vom Handel mit Großbritannien abhängig.

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