Britischer Stahlstandort Tata findet ersten Käufer

Gute Nachrichten für über 4000 Beschäftigte in Großbritanniens Stahlindustrie: Tata hat einen ersten Käufer gefunden. Es soll keine Entlassungen geben. Die Veräußerung von weiterem Großstandort dürfte schwieriger werden.

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Der indische Konzern Tata Steel hat einen Käufer für eine wichtige Sparte gefunden. Quelle: AFP

London In Großbritanniens krisengebeutelter Stahlindustrie können mehrere Tausend Arbeiter aufatmen. Der vor dem Absprung stehende indische Konzern Tata Steel hat einen Käufer für eine wichtige Sparte gefunden. Wie der größte Stahlkocher des Landes mitteilte, übernimmt der Finanzinvestor Greybull Capital den Geschäftsbereich Long Products Europe im nordenglischen Scunthorpe, der 4400 Beschäftigte zählt. Der Käufer plant nach eigenen Angaben keine Entlassungen. Er zahlt einen symbolischen Kaufpreis von einem Pfund, will dem Standort aber ein Investitions- und Finanzierungspaket von umgerechnet einer halben Milliarde Euro (400 Millionen Pfund) zur Verfügung stellen. Teil des Deals sind ferner Vereinbarungen mit Zulieferern und Gewerkschaften über Kostensenkungen.

Für Großbritanniens einst stolze Stahlbranche bedeutet die Transaktion zugleich eine Neubelebung der Tradition. Denn das Geschäft soll künftig wieder den altehrwürdigen Namen "British Steel" tragen, der vor fast zwei Jahrzehnten aus dem Firmenregister verschwand.

Wegen der Branchenkrise will Tata sich von seinem kompletten Großbritannien-Geschäft mit 15.000 Beschäftigten trennen. Die Käufersuche für den anderen Großstandort Port Talbot in Wales mit 4000 Mitarbeitern dürfte langwieriger werden, weil viele schwierige Punkte wie Pensionsverpflichtungen und Energiesubventionen zu klären sind. Interesse hat bereits der Geschäftsmann Sanjeev Gupta gezeigt, der den Metallhändler Liberty House Group leitet.

Tata beklagt hohe Fertigungskosten, einen schwächelnden Markt und - wie die gesamte Branche in Europa - zunehmende Billigkonkurrenz aus China. Die Verkaufspläne des Konzerns setzen auch den britischen Premierminister David Cameron vor dem Referendum über den EU-Verbleib im Juni unter Druck. Aus Sicht von EU-Gegnern hat er zu wenig zum Schutz der Stahlindustrie getan, die einst das Herz der britischen Wirtschaft war. Camerons Konservativen wird vorgeworfen, den Niedergang der Branche unter Premierministerin Margaret Thatcher in den 1980er Jahren eingeläutet zu haben.

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