Fast jeder zweite „Tornado“-Kampfjet der Bundeswehr muss wegen lockerer Schrauben im Cockpit bis auf Weiteres am Boden bleiben. Betroffen sind 39 Maschinen der modernsten Version, darunter auch die 6, die im türkischen Incirlik als Aufklärungsflugzeuge für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat stationiert sind.
Insgesamt hat die Bundeswehr 85 „Tornados“. Wie schnell das Problem gelöst werden kann, sei völlig unklar, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Das Verteidigungsministerium rechnet nicht mit vielen Wochen oder Monaten, wie ein Sprecher sagte. Der Hersteller habe den Fehler gefunden und wolle einen Lösungsvorschlag entwickeln. Nach bisheriger Erwartung könne dann eine Reparatur vor Ort vorgenommen werden. Es handele sich dabei um ein mechanisches Problem, keine komplexen Schwierigkeiten in der Elektronik oder einer Software.
Das Problem bei der modernsten „Tornado“-Version ASST A3 war am Mittwoch entdeckt worden. Nach dpa-Informationen handelt es sich um lockere Schrauben an einem Bildschirm im Cockpit. Die Luftwaffe setzte den Flugbetrieb aus, „um jedwede Gefährdung für Personen und Material auszuschließen“.
Pannen bei der Bundeswehr
Nach einem Software-Update können „Tornado“-Piloten der Bundeswehr im Januar 2016 wegen zu starker Beleuchtung im Cockpit zeitweise nur tagsüber über Syrien fliegen. Der deutsche Beitrag im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat sei aber nicht beeinträchtigt, hebt das Verteidigungsministerium hervor. Denn bis dahin waren die Deutschen noch gar nicht zu Aufklärungsflügen bei Nacht aufgefordert worden.
Triebwerksprobleme zwangen die Bundeswehr im Februar 2015, den Betrieb des Militärhubschraubers vorübergehend zu stoppen. Schon zuvor hatte ein Pilot auf einem Bundeswehr-Stützpunkt in Usbekistan nach der Explosion eines Triebwerks notlanden müssen.
Politische, finanzielle und technische Probleme behinderten die Entwicklung des Transportflugzeugs und Transall-Nachfolgers. Das Projekt verzögerte und verteuerte sich erheblich. Wegen Problemen am Triebwerk stürzte eine A400M im Mai 2015 bei einem Testflug in Spanien ab, vier der sechs Menschen an Bord kamen ums Leben.
Mangelhafte Bohrungen oder Probleme mit den Schleudersitzen - der Kampfjet gehört zu den Rüstungsprojekten, die dem Verteidigungsministerium am meisten Sorgen bereitet haben. Die Produktion verzögerte sich um Jahre, die Kosten explodierten.
Die Aufklärungsdrohne hätte den früheren Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) fast das Amt gekostet. Wegen Problemen bei der Zulassung des unbemannten Fliegers für den deutschen Luftraum und einer drohenden Kostenexplosion wurde die Entwicklung im Frühjahr 2013 gestoppt.
Auch kleinere Waffen schaffen große Probleme. Wegen Testmängeln bei der Treffsicherheit wurde 2015 beschlossen, die 167 000 Exemplare des Sturmgewehrs ab 2019 auszumustern und durch modernere Waffen zu ersetzen - obwohl die kämpfende Truppe selbst keine gravierenden Probleme sieht. Ein Gericht gab einer Klage des Herstellers Heckler & Koch gegen Gewährleistungsforderungen des Bundes statt.
Für den Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak kann die Bundeswehr bis auf weiteres keine Aufklärungsbilder mehr liefern. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Angriffe nicht mehr stattfinden können. Die Aufklärungsflüge der „Tornados“ würden im Moment von anderen Nationen übernommen, sagte der Ministeriumssprecher. Die Bundeswehr ist vorerst nur noch mit einem Tankflugzeug an dem Einsatz beteiligt.
Der „Tornado“ ist der ältere Typ der beiden Kampfflugzeuge der Bundeswehr. Zwischen 1981 und 1992 hatten Luftwaffe und Marine 357 Exemplare erhalten. Inzwischen ist der Bestand - auch wegen der Beschaffung der moderneren „Eurofighter“-Jets - deutlich verkleinert worden.
Bereits Anfang des Jahres hatte es Probleme bei dem „Tornado“-Einsatz in Incirlik gegeben: Damals blendete die Cockpitbeleuchtung der sechs Aufklärungsflugzeuge so stark, dass ein Einsatz nur tagsüber möglich war. Das Problem war durch ein Software-Update entstanden.