
Das vertrauliche Papier – „Teaser“ genannt – ging an etwa 50 ausgewählte Top-Manager von Finanzinvestoren und Handelsunternehmen. Absender ist die Deutsche Bank, Abteilung Mid Market M & A. Im Auftrag des Pharmagroßhändlers Celesio, der mehrheitlich zum Familienimperium Haniel gehört, sucht das Geldhaus seit einigen Wochen nach einem Käufer für die Versandapotheke DocMorris, die nicht mehr zur Strategie des Medikamentenhändlers passt.
Auf zwölf Seiten preisen die Investmentbanker des größten deutschen Kreditinstituts die Vorzüge der Internet-Apotheke mit Sitz im holländischen Heerlen in hohen Tönen: etwa wachsende Kundenzahl, hohe Bekanntheit, gute Umsatz- und Ertragsperspektiven.
Allzu viel gebracht haben die schönen Beschreibungen bisher nicht. Die Resonanz ist bislang eher verhalten. Große Handelshäuser wie Otto, Rossmann, dm und Tengelmann (Kaiser’s, Kik) bestätigten der WirtschaftsWoche, DocMorris nicht kaufen zu wollen. Als interessiert gilt allenfalls der Finanzinvestor Hg Capital. Das Private-Equity-Unternehmen mit Büros in London und München war bereits früher an DocMorris beteiligt. Auch der italienische Unternehmer Stefano Pessina, Miteigentümer des britischen Apotheken- und Drogeriekonzerns Alliance Boots, scheint nicht abgeneigt. Noch steht der Verkaufsprozess ganz am Anfang. Die Entscheidung will Celesio erst gegen Jahresende fällen.
Magerer Gewinn
Wer auch immer den Zuschlag erhält – für den Eigentümer Celesio wird die Trennung von DocMorris wohl zu einem Verlustgeschäft. Stolze 220 Millionen Euro hatte der Medikamentenhändler mit mehr als 20 Milliarden Euro Jahresumsatz 2007 für DocMorris gezahlt. Der damalige Konzernchef Fritz Oesterle hoffte, aus der Marke DocMorris eine schlagkräftige Apothekenkette aufbauen zu können. Er brauchte nur noch das Plazet des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Doch der entschied 2009 gegen Apothekenketten, Oesterle hatte die Wette verloren.
Im März dieses Jahres kündigte der neue Celesio-Chef Markus Pinger, der schließlich auf Betreiben von Großaktionär Haniel das Kommando übernahm, die Trennung von DocMorris an. Auf einen Veräußerungsgewinn können Celesio und der Duisburger Familienclan Haniel allerdings nicht hoffen. „Beim Verkauf wird Celesio Abstriche machen müssen“, sagt Tobias Brodtkorb, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Sempora, die sich unter anderem auf das Apothekengeschäft spezialisiert hat. „Den früheren Kaufpreis werden sie schwerlich wieder erzielen können.“ Einen Großteil der Summe hat Celesio bereits vor Jahren abgeschrieben, aktuell dürfte der 220-Millionen-Zukauf noch mit 150 Millionen Euro in den Büchern stehen.
Auch diesen Wert wird der Pillengroßhändler wohl nicht ohne Weiteres erzielen. Um dennoch den Preis für DocMorris noch einigermaßen hochzuhalten, lockt Celesio-Chef Pinger potenzielle Käufer mit teils gewagten Hoffnungen. Das zeigt der „Teaser“, den die Deutsche Bank in seinem Auftrag verschickte.