




Wie sich aus dem Geschäftsbericht des Elektrokonzerns ergibt, stehen Vorstandsmitgliedern bei einer vorzeitigen Beendigung ihrer Tätigkeit maximal zwei Jahresvergütungen zu. Bei Siemens hieß es dazu am Sonntag, die Zusagen stünden im Einklang mit den Corporate-Governance-Regeln für gute Unternehmensführung. Konkret bemisst sich die Höhe der Ausgleichszahlung an der Grundvergütung sowie der im letzten Jahr vor Beendigung tatsächlich erhaltenen variablen Vergütung. Hinzu kommt ein Beitrag für die Altersversorgung. Löscher muss seinen Posten nach der zweiten Gewinnwarnung in nicht einmal drei Monaten bei Siemens räumen. Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis 2017 gelaufen.
Der Österreicher hinterlässt einen gewaltigen Scherbenhaufen, den sein Nachfolger nun beiseiteräumen muss. Nach aller Voraussicht wird der gewiefte Finanzvorstand Joe Kaeser diese schwierige Aufgabe übernehmen. Ein Neuanfang ist das zwar nicht. Aber eine pragmatische Lösung, mit der nach dem Chaos der vergangenen Tage und Wochen wieder Ruhe ins Unternehmen gebracht werden soll. Die Aufsichtsräte dürften deshalb kaum eine andere Wahl gehabt haben.
Hinter dem Kontrollgremium liegen hitzige Debatten am heißesten Wochenende des Jahres. Nach Marathon-Beratungen, bei denen es Hin und Her gegangen sein soll, verständigten sich die Aufseher am späten Samstagabend schließlich mehrheitlich auf den Rauswurf Löschers und Kaeser als neuen starken Mann an der Siemens-Spitze. Die Fäden hielt dem Vernehmen nach dabei Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme in der Hand, der Löscher selbst einst zu Siemens geholt hatte und lange Zeit als sein wichtigster Fürsprecher galt. Er sei mit dem klaren Willen nach München gereist, Löscher zum Rücktritt zu zwingen, so die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.
Für Cromme, der seit seinem Rückzug vom Aufsichtsrats-Chefposten beim Stahlkonzern ThyssenKrupp selbst als geschwächt gilt, dürfte es auch um das eigene Renommee gegangen sein. Als oberster Siemens-Aufseher ist er verpflichtet, Schaden von dem Konzern abzuwenden. Das fiel zuletzt ohnehin schwer: Wieder und wieder war von Pleiten, Pech und Pannen bei Siemens, von einem Machtgerangel im Vorstand und kassierten Gewinnzielen zu lesen. Deshalb musste Cromme nun die Reißleine ziehen.