Chemiebranche Clariant ringt um seine Strategie

Nach der geplatzten Fusion mit dem Konkurrenten Huntsman schließt der Schweizer Chemiekonzern einen Verkauf seiner Geschäfte nicht aus. Das Verhältnis zu seinem größten Aktionär White Tale gilt als angespannt.

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Die Zentrale des schweizerischen Spezialchemiekonzerns im schweizerischen Pratteln. Quelle: Reuters

Zürich Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant reagiert kühl auf die von seinem größten Aktionär White Tale vorgebrachten Forderungen. "Wir werden die Themen in den nächsten Tagen im Rahmen einer Telekonferenz unserem Verwaltungsrat vorlegen", erklärte Konzernchef Hariolf Kottmann am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. White Tale hatte die geplante Fusion mit dem US-Rivalen Huntsman kürzlich vereitelt und fordert unter anderem drei Sitze im Verwaltungsrat und eine Prüfung aller strategischer Optionen durch einen unabhängigen Berater. White Tale hält mittlerweile 20 Prozent der Aktien an Clariant

Kottmann erklärte zwar, Clariant schließe nichts aus. Doch habe der Konzern in den vergangenen fünf Jahren die strategischen Optionen wiederholt mit Hilfe einer Investmentbank oder einer Unternehmensberatung gründlich geprüft. "Zudem haben wir ein ausgezeichnetes Planungs- und Strategie-Team, sodass es aus unserer Sicht keinen Anlass gibt, das erneut zu machen", erklärte der Firmenlenker. Clariant habe White Tale angeboten, diesen Prozess offenzulegen, falls sich der aktivistische Anleger zu Geheimhaltung verpflichtet hätte. White Tale habe allerdings kein Interesse gezeigt. "Das Unternehmen, das Geschäft und die Strategie des Unternehmens nicht zu kennen und alles was in den vergangenen Jahren passiert ist und dann vorzuschlagen, dass wir eine unabhängige Investmentbank brauchen, um die Glaubwürdigkeit des Managements zu untermauern, das halte ich für etwas voreilig", sagte Kottmann.

Clariant arbeitet laut Finanzchef Patrick Jany weiterhin mit der US-Investmentbank Goldman Sachs zusammen. "Wir haben Goldman Sachs mandatiert, damit sie uns helfen, die Denkweise von aktivistischen Aktionären zu verstehen", erklärte Jany. "Das geht weiter." Der Konzern sei vom Vorschlag von White Tale, den umsatzstärksten Bereich Plastics and Coatings rasch abzustoßen, weiterhin nicht überzeugt. "Wir würden es vorziehen, das Geschäft zuerst auszubauen." In den vergangenen drei Tagen habe Clariant aber keine Zukaufsziele ins Visier genommen. Umgekehrt schloss der Clariant-Vorstandsvorsitzende Hariolf Kottmann auch einen Verkauf der Geschäfte nicht aus. „Wenn ein entsprechend hohes Angebot von, ich sage mal hypothetisch 35 Franken je Aktie vorliegt, dann wird der Verwaltungsrat dieses Angebot prüfen“, sagte der Clariant-Vorstandsvorsitzende er der WirtschaftsWoche. Aktuell liegt der Aktienkurs von Clariant nur bei knapp 25 Franken. „Wir haben nie ausgeschlossen, über ein überzeugendes Übernahmeangebot zu sprechen. Was wir ausgeschlossen haben, ist unsere Firma eigenständig zum Verkauf anzubieten“, erklärte Kottmann. Allerdings ist nach Worten von Kottmann auch niemand mit einem Übernahmeangebot an Clariant herangetreten, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Angesichts des deutlichen Kursanstiegs der Aktie würde das seiner Einschätzung zufolge wenig Sinn machen. "Ich kann das nicht ausschließen, aber die reine Logik spricht dagegen."

Im bestehenden Geschäft läuft es Clariant rund. Das operative Ergebnis (Ebitda vor Einmaleffekten) legte im dritten Quartal um 13 Prozent auf 235 Millionen Franken zu, der Umsatz stieg auf 1,57 Milliarden Franken. Mit einem Anstieg von zwölf Prozent gewann der Konzern Marktanteile. Das Marktwachstum schätzte der Finanzchef auf drei bis vier Prozent. "Das ist das beste dritte Quartal seit mehr als zehn Jahren", sagte Jany. Clariant profitiere von konjunkturellem Rückenwind und neuen Produkten. "Wir erwarten eine Fortsetzung unserer Performance in 2018."

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