
Die schwächelnde Konjunktur und die holprigen Börsen in China können die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bei ihren internationalen M&A-Aktivitäten nicht aufhalten. Die Übernahme des deutschen Spezialmaschinenbauers KraussMaffei durch den chinesischen Chemiekonzern ChemChina im Januar setzt den deutsch-chinesischen Übernahmeboom der vergangenen Jahre fort.
So haben 2015 Investoren aus China 36 deutsche Firmen und damit so viele wie schon 2014 gekauft, wie das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young (EY) am Montag in Stuttgart mitteilte. In keinem anderen EU-Staat waren die Chinesen bei ihren Investitionen so aktiv wie in Deutschland.





Übernommen wurde beispielsweise die Hamburger Privatbank Hauck & Aufhäuser für rund 200 Millionen Euro. Das Interesse der Asiaten an deutschen „Hidden Champions“, also den Verbrauchern weitgehend unbekannten Weltmarktführern, bleibe auch künftig hoch, sagte EY-Expertin Yi Sun.
„Deutsche Industrie- und Technologieunternehmen genießen in China höchsten Respekt.“ Zwar sei die Bereitschaft im deutschen Mittelstand, ausländische Investoren mit ins Boot zu holen, gering. Positive Erfahrungen mit Geschäftspartnern aus Fernost sprächen sich aber herum. „Daher werden wir ganz sicher künftig mehr Transaktionen in diesem Bereich sehen“, sagte Sun.
Schlechte Stimmung im Heimatmarkt
Im Ranking ausländischer Investoren in Deutschland kletterte China um einen Rang auf den fünften Platz, Spitzenreiter sind die USA mit 159 Firmenakquisitionen vor Großbritannien mit 77. Insgesamt gingen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 652 deutsche Firmen komplett oder teilweise in ausländische Hand über.
Im Heimatmarkt dagegen kämpfen die kaufstarken chinesischen Unternehmen mit Börseneinbrüchen und Stimmungsschwankungen. Heute haben enttäuschende Umfragedaten aus Chinas Industrie den deutschen Aktienindex Dax einmal mehr belastet.
Laut NordLB bleibt Chinas Industriesektor bleibt damit im trüben Fahrwasser. Auf die Stimmung drückten danach auch die Ankündigungen Pekings, einschneidende Eingriffe vorzunehmen. "Die weiche Landung der chinesischen Volkswirtschaft setzt sich entsprechend genauso fort wie der Umbau des Wachstumsmodells mit allen seinen Vor- und Nachteilen", erwartet NordLB-Analyst Frederik Kunze.