Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd will an ihrer Vertragstreue arbeiten. „Uns ist es wichtig, dass wir die Versprechen an unsere Kunden auch einhalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen der WirtschaftsWoche. „Deshalb wollen wir im zweiten Halbjahr unsere Prozesse weiter optimieren und sicherstellen, dass diejenigen, die mit uns Verträge abgeschlossen haben, auch den geplanten Platz bekommen, soweit das möglich ist.“ Teilweise sei das schwierig, weil Schiffe wegen Hafenstaus verspätet seien und Fahrten absagen müssten.
Hapag-Lloyd reagiert damit auch auf Kritik an der Branche. Es mangelt an Containern, viele Schiffe sind verspätet, gleichzeitig sind die Frachtraten aufgrund der hohen Nachfrage stark angestiegen. Wirtschaftsverbände hatten die Lage in der Schifffahrt deshalb zuletzt öffentlich stark kritisiert.
Auch das Verhalten mancher Kunden trägt laut Hapag-Lloyd zu den Problemen bei: „Es gab Wochen, da waren wir bis zu 15-fach überbucht. Nicht, weil es 15-mal so viele Container gegeben hätte“, sagte Habben Jansen. „Das liegt daran, dass viele Kunden bei vielen verschiedenen Reedereien buchen, in der verzweifelten Hoffnung, dadurch Container und Plätze bekommen. Aber das führt am Ende nicht zu einer effizienteren Lieferkette – im Gegenteil.“
Oftmals würden für ein Schiff gebuchte Container gar nicht angeliefert. Normalerweise liege der Anteil solcher Container bei 20 Prozent, jetzt seien es zwischen 30 und 40 Prozent. Die Reederei hat für solche Fälle deshalb eine Gebühr eingeführt. Die „Cancellation Fee“ soll greifen, wenn Kunden einen Stellplatz auf einem Schiff gebucht haben, aber dann keinen Container anliefern. Die Gebühr sei nicht hoch. „Aber sie ist ungemein wichtig, damit die Container, die gebucht werden, auch tatsächlich verladen werden – und nicht irgendwo auf einem Fabrikhof stehen“, sagte Habben Jansen.
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