Continental Autozulieferer gibt wieder Gummi

Continental hat die Prognose für das laufende Jahr ein weiteres Mal erhöht. Der Autozulieferer fährt der Konkurrenz davon – angetrieben vom starken Reifengeschäft. In welchen Bereichen der Konzern noch Gummi geben will.

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Der Dax-Konzern übertraf damit die Gewinnschätzungen von Analysten. Quelle: Reuters

Frankfurt/Hannover Der Autozulieferer Continental stockt nach dem ersten Halbjahr seine Gewinnprognose auf. „Die sehr gute Absatzentwicklung in den ersten sechs Monaten auf der Reifenseite verleiht uns zusätzlichen Rückenwind“, erklärte Vorstandschef Elmar Degenhart am Mittwoch. Der Preis für den Rohstoff Kautschuk steige in diesem Jahr weniger als 2015, während der Ölpreis sinke. Conti rechnet nun mit einer bereinigten Rendite vor Steuern und Zinsen von mehr als elf Prozent (bisher: rund elf Prozent). Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr ließ Continental unverändert bei rund 41 (Vorjahr: 39,2) Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal verdiente der Konzern operativ 1,3 Milliarden Euro, ein Plus von 5,7 Prozent. Der Umsatz kletterte um 1,6 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Die Marge erreichte damit 12,9 Prozent im Konzern. In der Reifensparte lag die Rendite im ersten Halbjahr mit 18,8 Prozent um 2,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Die größere Sparte Automotive verdiente operativ acht Prozent vom Umsatz. Sie soll in diesem Jahr mindestens 8,5 Prozent schaffen.

Der Dax-Konzern übertraf damit die Gewinnschätzungen von Analysten, blieb aber beim Umsatz etwas hinter der Erwartung zurück. Die Conti-Aktie brach um drei Prozent ein und war damit Schlusslicht im Leitindex Dax.

Continental steckt viel Geld in neue Technologien wie Assistenzsysteme für autonomes Fahren. Die Investitionsquote lag im ersten Halbjahr bei 4,6 Prozent vom Umsatz. Auch stellte der Konzern aus Hannover mehr Mitarbeiter ein. Ende Juni arbeiteten 215.000 Beschäftigte weltweit bei Continental – 7000 mehr als Ende vergangenen Jahres.

Die Kursentwicklung seit Anfang Juli gab bereits die Richtung vor. Um gut zehn Prozent stieg die Aktie von Continental. Dass die Zahlen des Autozulieferers für das zweite Quartal zumindest nicht negativ überraschen würden, war daher absehbar. Dabei gab es zuvor immer wieder Stimmen, die genau das vermuteten. Schließlich ist es erst ein Jahr her, dass im weltgrößten Automarkt China unerwartet die Verkaufszahlen einbrachen. Zwar haben sie sich nach wenigen Monaten wieder erholt, aber die Angst, das Ereignis könnte sich wiederholen, blieb seitdem jedoch latent vorhanden.

Zumindest im zweiten Quartal gab es bei Continental dafür jedoch keinen Anlass. Schon im Vorhinein hatten Analysten wie Marc-Rene Tonn von Warburg Research damit gerechnet, dass das organische Wachstum im größten Teilsegment – der Automotive Group – im zweiten Quartal um fünf Prozent und damit doppelt so stark wie in den ersten drei Monaten des Jahres ausfallen würde. In diesem Bereich fallen die drei Segmente Chassis & Safety, Powertrain und Interior, also alles aus den Zukunftsbereichen um Sicherheitssysteme, Alternative Antriebe und Autonomes Fahren sowie den vielen kleinen Helfern, die das Autofahren leichter und sicherer machen sollen. Rund 60 Prozent trägt die Automotive Group zum Gesamtumsatz bei.

Spannend ist, ob bei den Antriebssträngen im Powertrain-Segment endlich Bewegung in den Teilbereich der Elektrofahrzeuge kommt: „Hybrid Electric Vehicles“ (kurz: HEV) heißt der bei Conti und ist so etwas wie das Sorgenkind im Unternehmen. Was weniger an einer strategischen Fehlentscheidung im Unternehmen, als vielmehr am Wunsch der Politik liegt, mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen.

Conti ging deshalb in Vorleistung, forschte und entwickelte. Nur die Kunden fragten die neue Antriebsform kaum nach. Ein dreistelliger Millionenbetrag an Verlusten fiel auf diese Weise in den vergangenen Jahren an. Mit der Einführung der staatlichen Förderprämie besteht nun zumindest die Chance, dass sich die Lage bessert.

Dem gegenüber steht bei Conti die sogenannte „Rubber Group“, also das Reifengeschäft und die Sparte Contitech. Was dort produziert wird, lässt sich am leichtesten anhand von Beispielen zeigen. Beim Bau des Gotthard-Tunnels beispielsweise, der Ende vergangenen Jahres fertiggestellt wurde, kamen Fördergurte zum Abtransport von Steinen und Geröll sowie ein 1520 Meter langer Wasserschlauch für die Bohrarbeiten von der Conti-Sparte.

Obwohl das klassische Gummigeschäft mittlerweile kleiner ist als die innovative Automotive Group, liefert es immer noch die weitaus bessere Rendite. Die Frage wird diesmal lediglich sein, ob die Marge wieder über 15 Prozent liegen wird. Im vergangenen Jahr war sie knapp darunter auf immer noch üppige 14,4 Prozent gefallen. Die Automotive Group schaffte nur knapp über die Hälfte davon und lag bei 8,7 Prozent. Was im Konzern in der Summe dann zu einer Ebit-Marge von 10,5 Prozent führte.

Auf diesem Niveau sollte sie auch in diesem Jahr wieder liegen, so die Planung. Die Zahlen zum ersten Halbjahr haben zumindest bestätigt, dass Conti auf einem guten Weg dorthin ist.

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