Die Kinder haben sich in der Vergangenheit nicht nur gemeinsam vom Unternehmen entfernt, sondern sich auch intern über die Fortführung entzweit. Daraus soll jedenfalls der Anwalt eines Gesellschafters keinen Hehl gemacht haben, als er den Beschluss der Gesellschafterversammlung in einem kleinen Kreis von Mitarbeitern kommentierte, berichtet einer, der dabei war.
Neben den fehlenden emotionalen Bindungen und den familieninternen Zwistigkeiten dürfte auch ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko die Coppenrath-Erben abgeschreckt haben. Zwar ist Coppenrath & Wiese Europas größter Hersteller von tiefgekühlten Torten, Kuchen und Backwaren. Das Familienunternehmen erzielte zuletzt rund 380 Millionen Euro Umsatz, ein Viertel davon im Export. Und es gilt als hochprofitabel, die Rede ist von einer zweistelligen Umsatzrendite.
Doch der Marktführer knabbert seit fast zehn Jahren an Altlasten. 2005 hatte Aloys Coppenrath die 50-prozentige Beteiligung seines langjährigen Mitstreiters Wiese übernommen. Zur Finanzierung holte er sich die Düsseldorfer WestLB mit einem Kapitalanteil von 26,9 Prozent ins Haus. Diese zeitlich begrenzte Beteiligung der Bank kaufte er im Sommer 2008 zurück. Dafür wiederum erhielt Coppenrath von einem Bankenkonsortium ein Darlehen in nicht bekannter Höhe. Seitdem gehört das Unternehmen zu 100 Prozent der Familie.
In den vergangenen Jahren investierte Coppenrath dreistellige Millionenbeträge in modernste Produktionslinien. Zuletzt wurden vier Millionen Euro in ein neues Besucherzentrum gesteckt.
Doch auch die neuen Linien sind Lieferantenkreisen zufolge schon wieder voll ausgelastet. Es müssten weitere 50 bis 100 Millionen Euro investiert werden, heißt es. Vor allem bei den Anlagen zur Herstellung von Tiefkühlbrötchen, die 15 Prozent zum Umsatz beisteuern, seien Kapazitätserweiterungen dringend nötig, sagt ein großer Zulieferer.
Immerhin hat der neue Eigentümer nun fast vier Jahre Zeit, damit bis zur kommenden WM in Russland reichlich Fußball-Brötchen in den Tiefkühltruhen des Handels landen.