Corona-Impfstoff AstraZeneca veröffentlicht Vertrag

AstraZeneca hat sich den Forderungen der Europäischen Union gebeugt und seinen Vertrag zu Impfstofflieferungen veröffentlicht. Quelle: AP

AstraZeneca hat sich den Forderungen der Europäischen Union gebeugt und seinen Vertrag zu Impfstofflieferungen veröffentlicht. Entscheidende Stellen sind jedoch geschwärzt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Angesichts des eskalierenden Streits hat sich AstraZeneca Forderungen der Europäischen Union gebeugt und seinen Vertrag zu Impfstofflieferungen veröffentlicht. Der Text deutet an, dass die Vereinbarung auch die britischen Produktionsstandorte mit einbezieht. Jedoch heißt es auch einschränkend, dass das Unternehmen „nach besten Kräften“ die Lösung von Kapazitätsproblemen angehen soll. Details zur Zahl der Dosen und Lieferdaten wurden in der veröffentlichten Fassung geschwärzt. Zuvor hatten das Unternehmen und die EU erklärt, die Vereinbarung umfasse bis zu 400 Millionen Dosen zur Lieferung in diesem Jahr.

Der EU-Kommission ist bei der Veröffentlichung ihres Rahmenvertrags mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca am Freitag jedoch zunächst eine schwere Panne unterlaufen. Die auf Wunsch des Unternehmens geschwärzten Passagen in dem Dokument waren in einer ersten Version über die Lesezeichen-Funktion des Acrobat Reader lesbar. Es handele sich um einen technischen Fehler, hieß es aus Kommissionskreisen. Die veröffentlichte Version wurde später ersetzt.
Eine Reaktion von AstraZeneca lag zunächst nicht vor.

Ursula von der Leyen hatte zuvor AstraZeneca aufgefordert, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, und damit den Druck auf den Arzneimittelhersteller erhöht, mehr Dosen seines Coronavirus-Impfstoffs zu liefern. Die EU-Kommissionspräsidentin forderte Klarheit über die Produktionskapazitäten des britischen Konzerns. Es sei irritierend, dass AstraZeneca im Gegensatz zu den anderen Unternehmen sehr plötzlich drastische Reduktionen der vereinbarten Lieferungen für das erste Quartal bekanntgab, ohne dafür nachvollziehbare Gründe zu nennen, sagte von der Leyen am Freitag in einem Interview mit DLF Radio.

Für Sonntag ist nach Informationen von Politico eine Telefonkonferenz mit von der Leyen und den CEOs der Impfstoffhersteller angesetzt, mit denen die EU Vorab-Kaufverträge abgeschlossen hat. Auf der Teilnehmerliste stehen demnach die Chefs von Sanofi, Moderna, CureVac, BioNTech, Pfizer und AstraZeneca. Es soll erörtert werden, wie die Bemühungen des öffentlichen und des privaten Sektors zur EU-Impfstrategie kombiniert werden können.

Derweil bereitet sich die Europäische Union auf eine Verschärfung der Ausfuhrbestimmungen für Covid-19-Impfstoffe vor. Am heutigen Freitag will die EU-Kommission von Herstellern wie AstraZeneca verlangen, für die Ausfuhr von Impfstoffen eine vorherige Genehmigung einzuholen. Die EU-Exportkontrollen werden Pharmaunternehmen dazu verpflichten, die nationalen Behörden vorab über Mengen und Bestimmungsort von Impfstofflieferungen zu informieren, sagten europäische Beamte in Brüssel. Nach Angaben eines EU-Vertreters hat EU-Ratspräsident Charles Michel eine wirksame Kontrolle der Impfstoffproduktion in Aussicht gestellt, falls diese Maßnahmen das Impfprogramm nicht wieder auf Kurs bringen sollten.

Deutschland hat nach Angaben der Johns Hopkins Universität vom Freitagmorgen für die zurückliegenden 24 Stunden 14.883 Neuinfektionen mit dem Coronavirus und 1385 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet.

Seit Beginn der Pandemie wurde das Virus in der Bundesrepublik damit bei insgesamt 2.194.562 Personen nachgewiesen. Die Gesamtzahl der Todesfälle lag bei 55.883.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Laut Robert Koch Institut am Vorabend lag die Reproduktionszahl – der sogenannte 4-Tage-R-Wert – bei 0,77, gegenüber 0,76 am Vortag. Das R-Maß gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt; die Zahl sollte unter 1,0 liegen, um eine exponentielle Ausbreitung zu verhindern, die das Gesundheitssystem überfordern könnte.

Mehr zu dem Thema: Nie war die Pharmaindustrie so wertvoll wie heute, da alle Welt ihre Impfstoffe benötigt. Die Hersteller hätten zu Helden der Pandemie werden können. Doch leider verspielen sie gerade ihre große Chance.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%