Corona-Impfstoff Biontech beantragt Europa-Zulassung – und erwartet Impfungen noch im Dezember

Am Montag hatte Moderna eine Impfstoffzulassung bei EU beantragt. Jetzt stellt auch Biontech seinen Antrag. Quelle: imago images

Moderna ist vorgeprescht mit dem Antrag auf Zulassung ihres Impfstoffes in Europa. Nun ziehen Biontech und Pfizer nach. Sollte die EU-Behörde zustimmen, könnte der Impfstoff noch dieses Jahr zum Einsatz kommen.

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Nach der Ankündigung des US-Unternehmens Moderna hat nun auch die Mainzer Biontech einen Antrag auf Zulassung bei der europäischen Arzneibehörde EMA gestellt. Falls die Behörde zustimmt, könnte der Impfstoff noch dieses Jahr zum Einsatz kommen. Laut einer Mitteilung, die der WirtschaftsWoche vorliegt, erklären Biontech und sein Kooperationspartner Pfizer dazu: „Falls die EMA zu dem Schluss kommt, dass die Vorteile des Impfstoffkandidaten zum Schutz gegen Covid-19 mögliche Risiken überwiegen, wird die Behörde die Erteilung einer bedingten Marktzulassung empfehlen. Dies könnte den Einsatz von BNT162b2 bereits vor Ende 2020 in Europa ermöglichen.“ Nach bisherigen Plänen werden dabei allerdings zuerst medizinisches Fachpersonal und Risikogruppen geimpft; bis zu Massenimpfungen werden wohl noch Monate vergehen. 

Laut den Daten aus der letzten Testphase bietet der Impfstoff von Biontech und Pfizer einen 95-prozentigen Impfschutz gegen das Coronavirus; schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bislang nicht festgestellt. Der Impfschutz bei Erwachsenen über 65 Jahren liegt bei über 94 Prozent.

Die Daten basieren auf 170 Fällen, in denen sich Probanden mit Corona infiziert hatten. Der überwiegende Teil davon in der Kontrollgruppe, die statt des Impfstoff-Kandidaten ein Placebo erhielt, was für die Wirksamkeit des Impfstoffs spricht. Auch in den USA und Großbritannien haben Biontech und Pfizer die Zulassung beantragt.

In Berlin ringt die Regierung darum, neue Kapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen zu schaffen. Inzwischen helfen auch Pharmakonzerne wie Bayer, Sanofi und Novartis. Unsere Grafik zeigt die neuen Standorte.
von Jürgen Salz

Gewohnt sachlich freut sich Biontech-CEO Ugur Sahin über den Zulassungsantrag und betonte zudem die globale Verantwortung: „Als Unternehmen mit Sitz im Herzen Europas ist der heutige Meilenstein für uns immens wichtig, da wir uns weiterhin darum bemühen, eine weltweite Verteilung nach der potenziellen Zulassung von BNT162b2 zu ermöglichen.“ Man werde weiterhin mit den Zulassungsbehörden weltweit zusammenarbeiten, um im Falle einer Zulassung die schnelle globale Verteilung des Impfstoffs zu ermöglichen, so Sahin: „Hiermit möchten wir zu den globalen Bemühungen bei der Bekämpfung des Virus beitragen, um wieder zu einem Normalzustand zurückzukehren“.

Pfizer-CEO Albert Bourla erklärte: „Wir bleiben unserem Versprechen treu, alles uns Mögliche zu tun und den dringenden Bedarf adressieren zu wollen. Seit dem Beginn dieser Reise wussten wir, dass die Menschen auf einen Impfstoff warten und sobald uns eine mögliche Zulassung erteilt wird, stehen wir bereit Covid-19-Impfstoffdosen auszuliefern.“


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Die Europäische Arzneimittelagentur EMA will bis spätestens zum 29. Dezember die Bewertung des Zulassungsantrags für den Corona-Impfstoff abschließen.

Die Neuigkeiten freuen die Aktionäre von Pfizer und Biontech: Die Aktien legen im vorbörslichen US-Handel 1,1 beziehungsweise 2,7 Prozent zu. Die Biontech-Papiere steuern damit auf ein Rekordhoch zu. In Frankfurt legten die Biontech-Titel knapp acht Prozent zu. Dax und EuroStoxx50 gewannen am Dienstag jeweils ein Prozent.

Erst gestern hatte das US-Unternehmen Moderna erklärt, in Europa eine Zulassung für seinen Impfstoff beantragen zu wollen. Der Impfstoff von Moderna erreicht dabei eine ähnliche Wirksamkeit wie Biontech/Pfizer – 94,1 Prozent. Bis zum 12. Januar soll eine Entscheidung der EMA über das Moderna-Vakzin fallen. Zudem steht das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca, das gemeinsam mit der Universität Oxford einen Impfstoff entwickelt, kurz vor einem Zulassungsantrag.

Das Tübinger Biotechunternehmen Curevac will noch in diesem Jahr eine großangelegte Studie zu seinem Impfstoff starten. Die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2021 vorliegen – bei Zustimmung der Behörden könnte ein Impfstoff aus Tübingen dann womöglich im Frühjahr verfügbar sein.

Mit Material von Reuters.

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