Corona-Impfstoff Warum Modernas mRNA-Impfstoff erfolgreicher sein könnte als Biontechs

Der Corona-Impfstoff des US-Biotechkonzerns Moderna zeigte in einer Zwischenanalyse eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Das Rennen um den Impfstoff nimmt immer mehr Fahrt auf. Quelle: REUTERS

Erst in der vergangenen Woche versetzte Biontech die Welt in Euphorie. Nun legt auch der US-Konzern Moderna positive Daten vor. Dessen Impfstoffkandidat hat sogar einen entscheidenden Vorteil gegenüber Biontech.  

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Sieht so aus, als habe Bill Gates diesmal daneben gelegen. Der Milliardär, der gemeinsam mit seiner Frau über eine gemeinsame Stiftung weltweit die Entwicklung von Medikamenten fördert, äußerte noch im September Zweifel an einer neuen Klasse von Impfstoffen im Kampf gegen das Coronavirus. Es ging um die sogenannten mRNA-Impfstoffe, bei denen der Körper nach einer entsprechenden genetischen Bauanleitung seine Abwehrkräfte selbst fabriziert. Noch nie wurde auf dieser Technologie-Grundlage ein Medikament oder ein Impfstoff zugelassen. Entsprechend skeptisch gab sich Gates: „Mit mRNA-Impfstoffen ist es schwierig, weil sie bislang noch nicht in großem Umfang hergestellt wurden“, erklärte er und ließ durchblicken, dass seine Stiftung eher auf konventionellere Impfstoff-Verfahren setzt.

Nun scheint es anders zu kommen. Das Mainzer Unternehmen Biontech gab in der vergangenen Woche positive Zwischenergebnisse bekannt, die die Welt in Euphorie versetzten: Der Impfstoff BNT162B2 ist nach bisherigen Daten in 90 Prozent der Fälle wirksam. An diesem Montag verkündet nun auch der US-Konzern Moderna gute Nachrichten – dessen Impfstoff gegen Corona schlägt demnach sogar in 94,5 Prozent der Fälle an. Beide Impfstoffe basieren auf der von Gates skeptisch beäugten mRNA-Technologie.

Ein Impfstoff gegen das Coronavirus scheint gefunden und kommt auch noch vom deutschen Unternehmen Biontech. Die Euphorie ist groß. Doch zu viele Fragen sind noch ungeklärt. Etwa, wer wann und wie viel Impfstoff bekommt.
von Jacqueline Goebel, Daniel Goffart, Rüdiger Kiani-Kreß, Hannah Krolle, Jürgen Salz, Heike Schwerdtfeger, Thomas Stölzel, Cordula Tutt, Silke Wettach

Noch sind sowohl bei Moderna als auch bei Biontech noch viele Fragen ungeklärt – etwa die, ob und inwieweit die Geimpften weiterhin ansteckend sind. Oder wie die Impfstoffe auf verschiedene Risikogruppen wirken. Auch hat noch keines der beiden Seren die Zulassung erhalten. Die positiven Daten von Moderna bleiben aber dennoch eine gute Nachricht: Sie zeigen, dass Biontech kein Einzelfall war und es im Kampf gegen Corona mehr als eine Chance gibt. Und dass die neue mRNA-Technologie wirkt, dank derer Impfstoffe schnell produziert werden können. Womöglich entsteht hier gerade eine ganz neue Klasse von Medikamenten, die auch noch auf anderen Gebieten zum Einsatz kommt, etwa im Kampf gegen Krebs. Auch daran arbeitet Biontech. 



Gegenüber Biontech hat der Impfstoff von Moderna nach den bisherigen Daten auch noch einen Vorteil: Er lässt sich besser lagern und transportieren. Denn der Moderna-Impfstoffkandidat kann bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad Celsius rund 30 Tage stabil bleiben. Biontech schafft bislang nur eine Woche. Zudem kann der Moderna Impfstoff bis zu sechs Monate lang bei minus zwanzig Grad gelagert werden. Biontech braucht dagegen bisher eine Kühlung von etwa minus siebzig Grad. Je niedriger die Kühlung, desto besser können Frachtflieger das wertvolle Gut in alle Welt transportieren. (Mehr zur Impfstoff-Logistik erfahren Sie hier.)

Die Folge: An der Börse sanken die Biontech-Aktien, während Moderna zulegte.


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Moderna freilich könnte im nächsten Jahr von einem deutschen Unternehmen abgehängt werden. Das Tübinger Unternehmen Curevac, das gleichfalls an einem mRNA-Impfstoff gegen Corona arbeitet, teilte vor wenigen Tagen mit, dass nach bisherigen Erkenntnissen sein Impfstoff-Kandidat CVnCoV bei Kühlschranktemperaturen mindestens drei Monate stabil bleibt.

In der nachfolgenden Grafik sehen Sie, wie weit die verschiedenen Unternehmen bei der Suche nach einem Impfstoff sind:

Welche Unternehmen und Institute bald mit Coronaimpfstoffen auf den Markt kommen könnten
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