Daimler So will der Autobauer Tesla schlagen

Daimler rüstet auf und will ab 2020 jährlich mindestens 100.000 Elektroautos verkaufen. Helfen sollen neue Modelle, ein milliardenschweres Forschungsprogramm und die Kaufprämie der Bundesregierung.

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Daimler will den Markt der Elektromobilität erobern. Ab 2020 will der Konzern jährlich 100.000 Elektroautos auf die Straßen bringen. Quelle: dpa

Frankfurt Daimler will das lang gehütete Geheimnis um sein neues Elektroauto auf dem Pariser Autosalon im Oktober lüften. Auf Basis einer neuen Elektroauto-Plattform werde eine Designstudie für strombetriebene Fahrzeuge mit 500 Kilometern Reichweite vorgestellt, kündigte Entwicklungsvorstand Thomas Weber an. „Die Struktur steht, die Mannschaften arbeiten. Die ersten Ergebnisse kommen jetzt Schlag auf Schlag auf die Straße.“ Die Antwort von Mercedes auf das neue Tesla-SUV Model X soll in diesem Jahrzehnt auf den Markt kommen. Auf ein genaues Jahr legte sich Weber nicht fest.

Auch die Volkswagentöchter Audi und Porsche haben bereits Konzeptautos mit langer Reichweite vorgestellt, BMW arbeitet noch daran. Bisher laufen die meisten Elektroautos deutlich weniger als 100 Kilometer am Stück und sind relativ teuer, so dass sie seit Jahren ein Schattendasein fristen.

Daimler werde jetzt bei Modellen mit alternativem Antrieb in die Offensive gehen, erklärte Weber. Ende des Jahres kommt die vierte Generation des Smart als Elektroauto. In den kommenden beiden Jahren wollen die Schwaben zudem 14,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. „Mehr als die Hälfte davon fließt erneut in „grüne Technologien““, sagte Entwicklungsvorstand Weber. In die Pkw-Forschung gingen davon 5,4 Milliarden Euro pro Jahr.

Bisher haben die Schwaben mit dem Smart und der B-Klasse zwei reine Elektroautos und ein gutes Dutzend Plug-in-Hybridmodelle im Angebot. Die Plug-in-Technologie, die Verbrennungs- und Elektromotor vereint, sei der entscheidende, auch mentale Einstieg in die Elektromobilität, sagte Daimler-Vorstand Weber. Aus diesem Grund sollen in Zukunft alle Modelle mit der Technologie angeboten werden. „Schritt für Schritt werden wir auf diese Weise alle Mercedes-Benz Cars Pkw elektrifizieren“, sagte Weber. 2017 sollen zehn Modelle als Hybrid verfügbar sein. 


Ziel: 100.000 verkaufte Elektroautos jährlich

Daimler arbeitet seit Jahren zudem auch an Brennstoffzellenautos, bei denen Strom aus Wasserstoff gewonnen wird. Eigentlich war ein Serienauto für 2014 angekündigt, doch die Entwicklung eines solchen Autos zu einem vertretbarem Preis zog sich hin. Im kommenden Jahr geht nun der GLC F-Cell in Serie, gebaut wird der SUV im Mercedes-Werk Bremen. Die Stückzahlen dürften sich allerdings in Grenzen halten. Die Produktion werde sich im vierstelligen Bereich bewegen, sagte Harald Kröger, Entwicklungschef für Elektromobilität bei Mercedes-Benz. Das Premiumauto tritt dann gegen den 2015 eingeführten Toyota Mirai an. Auch der koreanische Autobauer Hyundai hat ein Brennstoffzellenauto Programm.

Mit den neuen Modellen mit klimaschonenden alternativen Antrieben und einer neuen Generation von Diesel- und Benzinmotoren wappnet sich Daimler dafür, die Klimaschutzvorgaben der EU zu schaffen. Ab 2020 darf ein Auto im Schnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) je Kilometer ausstoßen. Das Ziel für die Mercedes-Flotte liegt bei 100 Gramm, davon war der Autobauer zuletzt noch 23 Gramm entfernt. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Daimler Weber zufolge pro Jahr eine sechsstellige Zahl von Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb verkaufen, also mindestens 100.000. Welchen Anteil diese Autos am Jahresabsatz 2015 von knapp zwei Millionen Pkw der Marken Mercedes und Smart hatten, gibt Daimler nicht bekannt.

In Deutschland hat Daimler 2015 nach den Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes rund 3000 Autos mit Elektroantrieb verkauft. 1161 davon hatten einen reinen E-Motor im Smart und in der B-Klasse, der Rest fuhr als Hybrid-Autos mit Strom und Benzin. Zum Vergleich: Insgesamt verkaufte Daimler bundesweit rund 310 000 Autos.

Eine Handvoll der Modelle, darunter der Smart und die B-Klasse, könnten auch von der Elektroauto-Förderung der Bundesregierung profitieren. Weber begrüßte die Kaufprämie von 4000 Euro pro Fahrzeug für Elektroautos und 3000 Euro für Plug-in-Hybride. Die Autobauer müssen davon die Hälfte als Nachlass selbst finanzieren, die andere Hälfte ist ein staatlicher Zuschuss. „Wir sind überzeugt, dass der Markt jetzt so weit ist“, sagte Weber, obwohl er einräumte, dass kein Hersteller derzeit Geld damit verdiene. „Ich glaube, dass die Kaufprämie dazu beitragen kann, die Masse zu unterstützen.“ Entscheidend sei aber der parallele Aufbau der Infrastruktur für E-Autos.

Auch andere Hersteller geben sich optimistisch: Bis zum Jahr 2025 erwartet Volkswagen laut einem Bericht der „Automobilwoche“ einen E-Auto-Marktanteil von 25 Prozent in der EU, China und den USA. 2030 könnten dann die Hälfte aller verkauften Autos Elektrofahrzeuge sein.

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