Defizitäre Küchenfirma Alno will Schulden senken und Kapital erhöhen

Ein Sanierungskonzept sieht vor, dass Küchenhersteller Alno seine Bankschulden reduziert. Dafür sollen eine Anleihe und eine Kapitalerhöhung sorgen. Der Vorstandschef spricht von einem „Befreiungsschlag“.

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Alno will im Sommer ein Sanierungskonzept vorstellen. Quelle: dpa

Frankfurt Bankschulden weg und frisches Kapital her: Der baden-württembergische Küchenhersteller Alno soll nach jahrelangen Verlusten mit neuen Investoren auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden. Bis zum Sommer soll ein Sanierungskonzept stehen, das das defizitäre Unternehmen aus Pfullendorf von seinen Bankschulden fast völlig befreien soll, wie Alno am Donnerstag mitteilte. Durch eine Anleihe und eine Kapitalerhöhung sollen 60 bis 100 Millionen Euro hereinkommen, wie eine mit den Plänen vertraute Person sagte. Der mit 18,8 Prozent zweitgrößte Alno-Aktionär, der zum US-Konzern Whirlpool gehörende schwäbische Haushaltsgerätehersteller Bauknecht, hat zugesagt, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen, wie Alno erklärte.

Die übrigen Anteilseigner, darunter die Familien-Aktionäre und der Finanzinvestor German Capital, müssen dagegen mit einer starken Verwässerung ihrer Anteile rechnen. Alno ist an der Börse noch 39 Millionen Euro wert. Seit Mitte Mai ist die Aktie von 88 Cent auf 1,50 Euro gestiegen, liegt aber noch unter dem Nennwert von 2,60 Euro, so dass vor einer Kapitalerhöhung wohl erst ein Kapitalschnitt stehen müsste.

„Dies wird ein echter Befreiungsschlag“, sagte Interims-Vorstandschef Max Müller. Der Schweizer war von German Capital installiert worden und ist selbst an Alno beteiligt.

Die Hauptversammlung am 21. August soll über die Maßnahmen entscheiden. Absichtserklärungen von den wichtigsten Anteilseignern sowie von Geschäftspartnern und neuen Investoren gebe es schon, betonte der Vorstand. Alno ist laut Finanzkreisen mit bis zu 40 Millionen Euro bei Banken - vor allem der Commerzbank - verschuldet. Sie sollen nun auf einen beträchtlichen Teil der Kredite davon verzichten, der Rest soll von Investoren abgelöst werden. Diese tauschen die Schulden im zweiten Schritt in neue Alno-Aktien. Zudem sollen sie eine Anleihe zeichnen, mit der die restlichen Kredite getilgt werden.


„2012 ist für Alno das Jahr des Turnarounds“

In der Zwischenzeit hängt Alno am Tropf seines wichtigsten Geräte-Lieferanten: Bauknecht werde dafür geradestehen, dass dem Unternehmen bis zur Kapitalerhöhung nicht das Geld ausgehe, hieß es von Alno. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hatten Alno bis zur Vorlage des Sanierungskonzeptes die Bestätigung der Bilanz für 2011 verweigert.

Alno, Nummer zwei unter den deutschen Küchenherstellern, hangelt sich seit Jahren von Sanierung zu Sanierung. 2011 sank der Umsatz erneut um drei Prozent auf 452,8 Millionen Euro, der Verlust stieg auf 25,6 (2010: 13,1) Millionen Euro. Seit 2006 hat Alno 172 Millionen Euro Verlust angesammelt, der Umsatz sank um 26 Prozent. Der Vorstand sieht nun den Abwärtstrend gestoppt. Er setzt auf das lange vernachlässigte Auslandsgeschäft. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um neun Prozent, für das zweite Quartal wird laut den Finanzkreisen ein Zuwachs von sechs bis acht Prozent erwartet.

„2012 ist für Alno das Jahr des Turnarounds“, sagte Vertriebsvorstand Elmar Duffner, der vom Rivalen Poggenpohl kam und Müller im nächsten Jahr als Firmenchef nachfolgen soll. Dann soll vor Zinsen und Steuern (Ebit) wieder eine schwarze Null stehen - das hat Alno seit Jahren nicht mehr geschafft.

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