Deutsch-französische Panzerfusion Rheinmetall und KMW verbindet eine Hass-Liebe

Seite 2/2

Strukturwandel verschlafen

Das endete schließlich in einem komplett anderen Geschäftsmodell. KMW zählt zu den wenigen Unternehmen der Branche, die noch ausschließlich vom rückläufigen europäischen Waffengeschäft leben. Dazu hat das Unternehmen – wie die französische Nexter - den Strukturwandel im Geschäft mit Schießwaren verschlafen. KMW fertigt statt moderner Waffentechnologie vor allem klassisches schweres Gerät und haben kaum den Schritt ins Ausland gewagt.

Ganz anders Rheinmetall. Weil die Düsseldorfer immer weniger Zukunft im Bau von Panzern sahen, expandierte die Firma in neue Gebiete. So baut Rheinmetall unter anderem in Südafrika auch intelligente Munition, Elektronik, intelligente Schutzsysteme für Feldlager und kooperiert mit dem israelischen Drohnenhersteller IAI beim Bau des unbemannten Flugkörpers Heron für die Bundeswehr. „Die bestehenden Panzerprojekte werden ohne große Investitionen mehr oder weniger abgewickelt, so lange sie eben laufen“, sagt ein Insider.

Mehr Umsatz, aber keine Perspektive

Damit machte eine Zusammenarbeit mit KMW immer weniger Sinn. Nach einer Fusion hätte Rheinmetall seinen Rüstungsgeschäft geteilt in Elektronik und neue Felder einerseits und ein Gemeinschaftsunternehmen mit KMW zum Bau von Munition und Panzerwagen, „wahrscheinlich unter dem Markennahmen Krauss-Maffei, um dem Rest des Konzern unter der Marke Rheinmetall eine zivilere Note zu geben“, wie ein Insider vermutet. „Doch wenn Rheinmetall aus dem Panzerbau aussteigt, hätte der Teil zwar mehr Umsatz, aber keine Perspektive bekommen.“

Dazu wäre auch die Aussicht auf Synergien gering. Zwar war in den heutigen Presseberichten von mehr als 70 Millionen Euro Effizienzsteigerung pro Jahr die Rede. Doch das halten Insider für ambitioniert. „Die Überlappungen zwischen beiden Unternehmen sind am Ende gering.“, so der Insider. Beide kooperieren bei fast allen Panzer-Projekten und teilen sich die Arbeiten streng auf. Zu den wenigen Ausnahmen zählen eher kleine Projekte wie der der Transportpanzer Fuchs von Rheinmetall oder KMWs Patrouillenfahrzeug Dingo, eine Art größerer gepanzerter SUV.

Darum erscheint die Fusion auf den ersten Blick nicht zwingend. „Aber“, so der Insider, die Geschichte KMW-Rheinmetall war bislang oft so merkwürdig, dass am Ende doch eine etwas irrationale Fusion stehen könnte.“

Wie in einer Seifenoper eben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%